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17.000 Seiten über ein Verbrechen

Von WZ Online

Politik

Zwei Jahre nach ihrer Präsentation liegen die Ergebnisse der Historikerkommission der Republik zum Vermögensraub der Nationalsozialisten und der Entschädigungen durch die Republik nun komplett in Buchform vor. Bundespräsident Heinz Fischer hat die insgesamt 49 Bände mit ihren mehr als 17.000 Seiten am Dienstagabend vorgestellt.


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Wahrheit bringe noch nicht Gerechtigkeit, so Fischer, sei aber die Voraussetzung dafür. Die Kommission hat unter Leitung von Verwaltungsgerichtshof-Präsident Clemens Jabloner von 1998 bis 2003 gearbeitet. Präsentiert worden sind die Ergebnisse bereits im Februar 2003. Jetzt ist auch die Edition im Oldenbourg-Verlag abgeschlossen. Die Dimensionen sind so gewaltig wie das Projekt, an dem insgesamt 160 Wissenschafter beteiligt waren. Die 49 Bände bringen rund 23 Kilogramm auf die Waage und benötigen im Regal rund zweieinhalb Laufmeter.

Gewichtig ist das Vorhaben aber nicht nur vom Umfang her, gewichtig sei es auch von der Wucht des Themas her, betonte Fischer. Der Bundespräsident, der 1998 als Nationalratspräsident unter den Auftraggebern der Kommission war, wies darauf hin, dass die Ergebnisse bereits in die Verhandlungen und Abschlüsse für den Versöhnungs- und den Entschädigungsfonds für Opfer von Zwangsarbeit bzw. Vermögensraub eingeflossen seien.

"Es war gut. Es war wichtig. Es war wertvoll, dass an diesen Themen gearbeitet wurde", so Fischer. Und: "Hier ist an der Wahrheit, an der Ermittlung der Wahrheit gearbeitet worden. Aber Ermittlung der Wahrheit heißt noch nicht Schaffung von Gerechtigkeit. Aber jedenfalls ist die Ermittlung der Wahrheit eine wichtige Voraussetzung für das, was darüber hinaus getan werden muss."

Jabloner nutzte die Präsentation der 49 Bände, um ein weiteres Mal eine rasche Umsetzung des Washingtoner Abkommens mit den Entschädigungen für die Arisierungs-Opfer einzufordern. "Das gute Ende ist noch nicht gekommen", sagte er: "Die soziale Wirksamkeit wird sich dann erweisen, wenn die offenen Entschädigungsverfahren abgeschlossen sind. Erst dann wird man sagen können, dass wir eine unmittelbare kausale Wirksamkeit erreicht haben, wenn die Leute ihr Geld bekommen."

Um die "intellektuelle Wirksamkeit" der Kommissions-Arbeit festzustellen, sei die Zeit noch zu kurz, so Jabloner. Die Historikerkommission sei mit ein Ergebnis von Veränderungen im Umgang Österreichs mit der Vergangenheit, die Mitte der sechziger Jahre mit den Debatten um Taras Borodajkewycz begonnen haben - nun hoffe er, dass die Kommission auch selbst Anstoß gewesen sei, die Mentalität weiter zu verändern.

"Wir können die Wirksamkeit noch nicht wirklich einschätzen", beantwortete der britische Historiker Robert Knight im Gespräch mit der APA die Frage nach den Folgen der Kommission. Knight hatte dem Gremium als internationaler Experte angehört. Er erinnerte daran, dass die Einsetzung der Kommission zunächst als Verzögerungstaktik kritisiert worden sei. Dann sei die Kommission aber von der Politik überholt worden und habe auch einen Beitrag zu den Entschädigungsverhandlungen gebracht.

Überhaupt wäre es vermessen, zu erwarten, dass ein Bericht wie der nun vorliegend sofort spektakuläre Folgen haben könnte. Knight hat auch mit anfangs eher zurückhaltenden Reaktionen von Regierungs- und Parlamentsspitze kein Problem. Man sei nicht vereinnahmt worden, sagte er. Und: "Ich bin misstrauisch, wenn ein Politiker wie Herr (Andreas) Khol uns zu hoch loben würde."

Die Journalistin Barbara Coudenhove-Calergi würdigte die Arbeit der Kommission als "Akt der Befreiung", weil viel vorher Vertuschtes ans Tageslicht gekommen sei. Sie erinnerte an die Suche des früheren Bundespräsidenten Thomas Klestil nach einer neuen Amtsvilla, die zwei Mal daran gescheitert sei, dass es sich bei geeigneten Objekten um arisierte Häuser gehandelt habe. In gewissem Maße seien alle Profiteure, auch sie selbst lebe in einer früher jüdischen Wohnung. Coudenhove-Calergi: "An all das hat man nicht gedacht, ist aber darauf gestoßen worden durch die Diskussion."