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18 Jahre in Haft: Mein Sohn kommt nach Hause

Von Albert Aji, AP

Politik

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Seit 18 Jahren fragt Khajreja Fahd el Muhammad ihren Sohn jeden Morgen, ob er mit ihr Kaffee trinkt. Nicht ein Mal hat Faruk geantwortet. Er konnte seine Mutter überhaupt nicht hören. Denn Khajreja spricht seit 18 Jahren zu einer Fotografie, die an der Küchenwand hängt. Ihr Sohn, heute 40 Jahre alt, ist in Israel im Gefängnis. Jetzt, so hat man ihr gesagt, kommt er nach Hause.

Er ist einer der Häftlinge, auf deren Freilassung sich Israel und die libanesische Schiten-Organisation Hisbollah unter deutscher Vermittlung geeinigt haben. Am Donnerstag wurde Faruk freigelassen und mit einer deutschen Bundeswehrmaschine in den Libanon geflogen. Heute, Freitag, so hofft Khajreja, wird sie ihren Sohn in ihrem einfachen Haus acht Kilometer westlich von Damaskus in die Arme schließen können. "Ich kann es gar nicht glauben. Mein Sohn kommt nach Hause."

Faruk Nasser el Ali wurde 1986 von israelischen Streitkräften an der israelisch-libanesischen Grenze festgenommen, während er an einer Militäraktion der von Syrien unterstützten "Demokratischen Front für die Befreiung Palästinas" (DFLP) von Nayef Hawatmeh teilnahm. Zwei seiner Kameraden wurden bei der Aktion getötet. In den drei Jahren danach dachten Faruks Familienangehörige, auch ihr Sohn sei tot. "Die DFLP sagte, unser Sohn sei ein Märtyrer. Sie verteilten sein Foto auf den Straßen. Nach drei Jahren erhielt ich plötzlich einen Brief von Faruk vom Roten Kreuz".