Privatmann Olsen bald auf der ISS. | Forschung mit Kristallen im All. | Moskau. (dpa) Es wird der Abenteuer-Trip schlechthin: Am 1. Oktober startet der amerikanische Unternehmer Gregory Olsen an Bord eines russischen Sojus-Raumschiffs zu einem einwöchigen Aufenthalt auf der Internationalen Raumstation (ISS). Schätzungsweise 20 Millionen Dollar (knapp 17 Millionen Euro) hat der mit der Herstellung von Infrarot-Kameras zu Reichtum gekommene Amerikaner für die Erfüllung seines Lebenstraums hingeblättert. Während die USRaumfahrtbehörde Nasa den dritten Touristen in der Geschichte der Raumfahrt eher zähneknirschend akzeptiert, freuen sich die finanzschwachen Russen über den Geldsegen.
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Der 60-jährige Olsen mag den Begriff "Weltraumtourist" weniger und sieht sich eher als privater Forscher. An Bord der ISS will er in der Schwerelosigkeit Kristalle züchten und die Erkenntnisse auch für sein Unternehmen nutzen. Die zwölfte Langzeitbesatzung wird den Privatmann mit zur ISS in die Erdumlaufbahn nehmen. Der US-Astronaut William McArthur und sein russischer Kollege Waleri Tokarew haben bereits alle erdenklichen Notsituationen mit dem Weltraum-Novizen trainiert.
Wobei Tokarew große Stücke auf Olsen hält: "Er ist ein großartiger Kerl, konzentriert sich ganz auf die Raumfahrt und hat hart trainiert", sagt der Kosmonaut. Dabei lief in der Vorbereitung längst nicht alles glatt. Im Juni 2004 schien Olsens Traum vom All bereits geplatzt zu sein. Der US-Amerikaner sei körperlich nicht fit genug für das All, teilte der Chef der russischen Raumfahrtbehörde, Anatoli Perminow, mit. Ein monatelanges Intensivtraining brachte die Wende und letztlich grünes Licht für Olsens Take-Off.
US-Passagier statt deutschem Raumfahrer
Vor Olsen wagten sich bereits der US-Amerikaner Dennis Tito 2001 und der Südafrikaner Mark Shuttleworth im Folgejahr in den Weltraum. Tito war nach der Landung in der kasachischen Steppe völlig aus dem Häuschen. "Ich komme gerade aus dem Paradies zurück", jubelte er damals über die Erlebnisse der vorangangenen Woche.
Auf Olsens Startplatz an Bord der Sojus-Raumkapsel hatte sich vorübergehend auch ein deutscher Raumfahrer Hoffnung gemacht. Der erfahrene Astronaut Thomas Reiter sollte ursprünglich mit dem USShuttle "Atlantis" bereits im Sommer dieses Jahres zu einem Langzeitaufenthalt ins All starten. Die vielen Pannen und Probleme mit den US-Shuttles verursachten jedoch eine Verzögerung nach der anderen.
Shuttle-Start erst im nächsten Mai
Zuletzt war als Starttermin März 2006 genannt worden. Doch dann kam der Hurrikan "Katrina", der auch die Nasa-Anlagen am Golf von Mexiko nicht unverschont ließ. Nun heißt es bei der Nasa, der nächste Shuttle-Start erfolge nicht vor Mai 2006.
Enttäuscht dürften die Experten der europäischen Raumfahrtagentur ESA über die neue ISS-Besatzung sein. Reiter hätte den dritten Platz in der Sojus-Raumkapsel für die ESA besetzen sollen, den nun der zahlende Tourist erhält.