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20-Prozent-Plus für Hypo-Belegschaft

Von Stefan Melichar

Wirtschaft

Bayern-Prämie an Mitarbeiterstiftung ohne Zusatznutzen? | Grüne im Freistaat fordern Aufklärung. | Wien/München. In Zusammenhang mit der Übernahme der Hypo Group Alpe Adria (HGAA) durch die BayernLB im Jahr 2007 sind neue - vielleicht entscheidende - Ungereimtheiten aufgetaucht. Konkret geht es dabei um den nachträglichen Erwerb von 3,3 Prozent der Hypo-Anteile aus dem Besitz der Mitarbeiterstiftung der Kärntner Bank.


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Wie die "Wiener Zeitung" exklusiv berichtet hat, zahlten die Bayern der Stiftung dabei 107 Millionen Euro - und somit denselben Preis pro Aktie wie kurz zuvor bei der Mehrheitsübernahme. Dies ist insofern pikant, als der Preis schon in Zusammenhang mit dem Mehrheitserwerb wiederholt als zu hoch kritisiert worden ist. In ihrer Stellungnahme zu einem Gutachten einer Münchner Wirtschaftsprüferin rechtfertigt sich die BayernLB aber damit, eine "Kontrollprämie" bezahlt zu haben - einen Zuschlag dafür, dass man künftig bei der Hypo das Sagen hatte.

Schriftliches Veto

Es sei gelungen, "durch die Akquisition von nur 50,1 Prozent die Kontrolle über die HGAA vergleichsweise kapitaleffizient" zu erreichen, so die BayernLB. Überraschend ist allerdings, dass die Münchner beim späteren Deal mit der Mitarbeiterstiftung den selben Preis pro Aktie bezahlt haben - also inklusive der Kontrollprämie. Letztere beziffert die Bank immerhin mit 22,6 Prozent.

Von den 107 Millionen Euro könnten knapp 20 Millionen also ohne entsprechenden Zusatznutzen geflossen sein. Vielleicht hat sich die BayernLB aber auch durch eine Nebenabsprache die Gunst der Stiftung gesichert: Laut Sepp Dürr von den bayrischen Grünen soll diese schriftlich ein Veto dagegen eingelegt haben, dass Übernahmeangebote anderer Interessenten eingeholt werden.Dürr fordert von den damaligen Verwaltungsräten - darunter sind auch prominente Politiker - eine Erklärung. Bereits einen Tag nach dem Mehrheitserwerb habe der Verwaltungsrat das Management ermächtigt, den Deal mit der Mitarbeiterstiftung durchzuführen. Dürr verweist auch auf eine - zum Zeitpunkt des Deals bereits bekannte - Kapitalerhöhung: Durch diese seien die Anteile der Stiftung verwässert und damit ohnehin weniger wert geworden.

Für Dürr "stinkt" das Vorgehen der damaligen BayernLB-Führung "stark nach Untreue". Die Justiz ermittelt ja bereits, weil beim Mehrheitserwerb möglicherweise bewusst zu viel gezahlt worden ist - es gilt die Unschuldsvermutung. Ob der Deal mit der Mitarbeiterstiftung ebenfalls untersucht wird, wollte die Staatsanwaltschaft München am Freitag nicht kommentieren. Die Erhebungen seien jedoch nicht "auf einen bestimmten Punkt" des Sachverhalts eingeschränkt.