Zum Hauptinhalt springen

20% Vision, 80% Arbeit

Von Rosa Eder

Wirtschaft

"Gute Sanierer haben Narben im Gesicht und ein gewisses Alter", sagt Sanierungsspezialist Werner Laber. Bei ihm selber ist von Narben keine Spur, und auch vom Alter her könnte man kaum glauben, dass er in den vergangenen acht Jahren schon rund 20 Unternehmen erfolgreich saniert hat.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 19 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Der 40jährige ist Geschäftsführer der auf Sanierungen (Turnaround Management), Unternehmensfinanzierungen und -beratung spezialisierten ECOS Management GmbH.

Laber hatte schon als Student an der Wirtschaftsuniversität ein ausgeprägtes "Helfersyndrom" und fühlte sich zu Sanierungsfällen hingezogen. Das Schöne daran: "Wenn sich in einem schwierigen Fall, wo alles verbockt ist, hinten am Horizont wieder Licht zeigt." Das vermeintlich Unmögliche möglich machen und Unternehmen aus der Krise helfen, ist Labers Passion.

"Zuerst gibt es eine strategische Krise, deren Ursache sehr häufig ein ungelöster Familienkonflikt ist. Dann kommt die Ertragskrise und schließlich die Liquiditätskrise", erläutert Laber im Gespräch mit der "Wiener Zeitung". In der letzten Stufe, wenn nichts mehr geht, tritt der Sanierungsspezialist mit seinem Team auf den Plan und versucht, den Karren wieder flott zu machen. Ganz wichtig dabei: Die Mithilfe seitens der Betroffenen. "Viele sind viel zu egozentrisch", bedauert Laber.

Gerne erzählt er von dem Kärntner Familienbetrieb, der tief in den roten Zahlen steckte. Die Ursache dafür war ein massiver Generationenkonflikt, gepaart mit fehlendem Vertrauen seitens der Hausbank. Der Verlust erreichte 15% des Umsatzes. Der Sohn des Firmengründers wurde von Laber gecoacht, ein neues Geldinstitut wurde gefunden und ein Generationenwechsel über die Bühne gebracht. "Heute - zwei Jahre später - schreibt das Unternehmen wieder Gewinne", freut sich Laber. Ohne Mithilfe des "Juniors" wäre die Sanierung jedoch nicht so glatt gelaufen.

Die Firmen müssen auch ihre Hausaufgaben machen, wenn sie von ECOS Management beim Aufbau neuer Unternehmenseinheiten und Geschäftsfelder im Ausland begleitet werden. "Manche haben nicht die richtige Einstellung, sind zu ungeduldig oder haben kein Verständnis für andere Kulturen", erzählt Laber. Er schafft es dennoch, dass 80% der von ihm betreuten Projekte von Erfolg gekrönt sind. Jüngstes Beispiel: Österreichs berühmtester Kostümverleiher und -schneider, Lambert Hofer, expandierte mit Unterstützung von ECOS Management nach Osteuropa und sicherte somit sein Unternehmen langfristig ab. "Wir helfen anderen, ihre Visionen zu verwirklichen", betont Laber. Visionen allein reichen jedoch nicht aus. Laber beziffert ihren Anteil an einem Projekt mit 20%, "80% sind Arbeit."