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200 Casino-Mitarbeiter nehmen den Hut

Von Dieter Friedl

Wirtschaft
"Rien ne va plus - nichts geht mehr" wird es für jene Croupiers heißen, die sich erst im Juni entschließen, die Casinos zu verlassen. Statt dem Golden Handshake gibt es dann nur noch die einfache Abfertigung. illuscope

Casinos Austria bauen Personal ab. | "Frühbucherbonus" angenommen. | Wien. Seit drei Jahren ist die Bilanz der österreichischen Casinos negativ. Die Besucher bleiben aus. Kamen 2001 noch 2,8 Millionen Gäste in heimische Casinos, so waren es heuer nicht einmal mehr 2,3 Millionen.


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Die Österreicher spielen vermehrt im Internet oder an Automaten. Weil aber Österreichs Casinos über eine relativ starken Betriebsrat verfügte, durfte über Personalabbau lange nicht geredet werden.

Über 10 Prozent gehen

Nun sind aber die Verluste bereits so hoch, dass kräftige Einschnitte vorgenommen werden müssen. Das Casinomanagement kündigte den Abbau von 150 Beschäftigten an, mit zunächst 215 werden es allerdings weit mehr sein. Das sind mehr als 10 Prozent der 1800 österreichischen Mitarbeiter.

Der Abbau soll die Mitarbeiter in den Spielbetrieben betreffen, darunter fallen neben Kassier und Automatentechniker auch die Spieltechniker, die Croupiers. Das Durchschnittsalter dieser Gruppe liegt bei 43 Jahren, das Durchschnittseinkommen beträgt zwischen 3000 und 4000 Euro monatlich. Das Gehalt setzte sich bisher aus etwa 20 Prozent Grundgehalt, weiteren 30 Prozent Beteiligung an den Einspielergebnissen an den Spieltischen und Automaten sowie knapp an die 50 Prozent aus der sogenannten Cagnotte - jener Topf, den die Spieler mittels Trinkgeld speisen - zusammen.

Dieses System wird es in Zukunft nicht mehr geben, die Gehälter werden auf fixer Basis mit einer Erfolgsbeteiligung am Gesamtergebnis der Casino AG zusammengesetzt sein. Bisher hatte jeder Croupier eine gewisse Anzahl von Punkten, nach denen sich das Gehalt errechnete. Der Wert der Punkte ist in den vergangenen Jahren kontinuierlich gesunken.

Golden Handshake

Um den Personalstand zu senken, gibt es ein großzügiges Abfertigungsprogramm. Es haben bereits etliche Mitarbeiter unterschrieben beziehungsweise sich auf eine Interessentenliste setzen lassen, dass sie den Betrieb verlassen werden.

Wer sich bereits entschieden hat oder das demnächst tun wird, bekommt einen "Frühbucherbonus": Zur Abfertigung werden drei Monatsgehälter ausgezahlt. Je später die Entscheidung erfolgt, desto geringer ist das Angebot. Mit dem Personalabbau soll ein Drehen der Bilanz in die schwarzen Zahlen spätestens 2007 gelingen.

Von den Abbaumaßnahmen sind die Beschäftigten der internationalen Töchter der heimischen Casinos nicht betroffen. Dort scheinen ungefähr dreimal so viele Angestellte auf wie in Österreich. Sie verdienen allerdings auch weniger als ihre österreichischen Kollegen.