Italien-Tochter könnte bereits 2012 verkauft werden. | Büßt Staatskapital durch Verlust 2010 an Wert ein? | Ermittlungen der Justiz - "Die Bank ist jetzt sauber." | "Wiener Zeitung": 2011 ist für die Hypo Kärnten ein richtungsweisendes Jahr. Was muss heuer getan werden, damit die Bank in ein gutes Fahrwasser kommt? | Johannes Ditz: 2011 ist tatsächlich für uns ein Schlüsseljahr. Die Reorganisation des Unternehmens und die personelle Neuaufstellung müssen nun in den Zahlen sichtbar werden.
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2010 wurde ein umfassender Veränderungsprozess eingeleitet - unter anderem wurden mehr als vierzig Führungspersonen getauscht und das ganze Risikomanagement neu aufgesetzt. Während sich das operative Geschäft im Vorjahr verbessert hat, gab es - im Zuge einer detaillierten Portfolioauswertung - Rückschläge bei Problemkrediten. 2011 muss bei den Bilanzvorsorgen der Boden erreicht sein. Darüber hinaus müssen wir die Verunsicherung durch die Personalwechsel abschütteln und am Markt wieder aktiv tätig werden. Hier bin ich vorsichtig optimistisch.
Im Dezember haben Sie für das Gesamtjahr 2010 einen Konzernverlust von 700 bis 900 Millionen Euro in Aussicht gestellt. An welchem Ende der Bandbreite wird das Minus nun angesiedelt sein?
Es ist die Aufgabe des Vorstands, die Ergebnisse zu kommunizieren. In der jetzigen Phase ist es sicher nicht sinnvoll, wenn der Aufsichtsratsvorsitzende letzte Schätzungen vornimmt.
Die Hypo hat von der Republik und vom Land Kärnten insgesamt 1,55 Milliarden Euro an Kapital erhalten. Reichen die sonstigen Rücklagen aus, um den Verlust abzudecken, oder wird auch das Staatskapital herangezogen - und damit an Wert verlieren?
Das ist eine Bilanzierungsfrage, da möchte ich den Beratungen im Aufsichtsrat nicht vorgreifen. Insgesamt reicht das Eigenkapital aus.
Vor einem Jahr haben Sie das Ziel ausgegeben, die Hypo bis Ende 2012 zu privatisieren. Ist das noch realistisch?
Ich glaube, dass man sich 2012 von Teilbereichen trennen kann. Zu diesem Zweck wird für interessante Töchter der Verkaufsprozess schon heuer gestartet.
Was bedeutet das für die - zum Halbjahr positiv bilanzierende - Italien-Tochter der Hypo? Möglicherweise fordert ja auch die EU-Kommission einen Verkauf.
Ich denke, hier brauchen wir keine Entscheidung der EU abzuwarten. Es ist keine Frage, dass die Italien-Tochter attraktiv ist. Ich gehe davon aus, dass ein Verkauf 2012 möglich ist. Mit den Vorbereitungen wurde bereits begonnen.
Ein Sorgenkind der Hypo ist die Leasing-Sparte. Hier hat es - still und leise - wegen des erwarteten Verlusts eine Kapitalherabsetzung um 121,5 auf 146,4 Millionen Euro gegeben.
Das hängt auch mit der neuen Strategie im Leasingbereich zusammen: Dort, wo wir das Geschäft fortführen, wird es in die jeweiligen Tochterbanken eingegliedert. Teile des Leasingbereichs - unter anderem in der Ukraine, in Bulgarien und in Ungarn - werden überhaupt abgewickelt.
In zwei Wochen startet der erste Strafprozess in der Causa Hypo. Wie sind Sie mit der juristischen Aufarbeitung bisher zufrieden?
Es ist nicht die Aufgabe des Aufsichtsrats, das zu beurteilen. Für mich ist die entscheidende Frage jene der Sorgfaltspflicht. Wir sehen, dass Letzterer bei der Expansion der Bank über Jahre hinweg nicht adäquat entsprochen worden ist.
Vor wenigen Tagen hat sich die Hypo auf aufsehenerregende Weise von ihrer gesamten Führungsriege in Slowenien getrennt. Was steckt dahinter?
Wenn es Sorgen über Verletzungen der Sorgfaltspflicht oder der Konzernregeln gibt, ist es wichtig, dass man handelt.
Wann wird der Punkt erreicht sein, an dem Sie voller Überzeugung sagen können, dass die Bank sauber ist?
Die Bank ist jetzt sauber. Was nun läuft, ist Vergangenheitsbewältigung und hat nichts mit der Arbeit der jetzigen Leute zu tun. Dieses Unternehmen hat nach der Neuorganisation den Standard anderer Banken.
Zum Schluss noch eine Frage zu einem anderen aktuellen Thema: Sie waren selbst Vorstand der ÖIAG. Welche Richtung sollte die Staatsholding unter dem neuen Management einschlagen?
Man sollte Markus Beyrer die Chance geben, aus der jetzigen Situation heraus etwas zu entwickeln. Ich bin überzeugt, dass der Weg in Richtung Privatisierungen gehen sollte, um mit den Erlösen die Schulden der öffentlichen Hand zu senken - das gilt auch für die Energieversorger im Landeseigentum. Von der Idee einer erweiterten Infrastrukturholding bin ich nicht überzeugt: Bei den ÖBB gibt es jetzt schon komplexe Entscheidungsstrukturen - auch ohne eine solche zusätzliche übergeordnete Ebene.
Zur Person
Johannes Ditz wurde 1951 in Kirchberg am Wechsel geboren. Von 1987 bis 1988 war der promovierte Volkswirt für die ÖVP Staatssekretär im Finanzministerium - eine Position, die er von 1991 bis 1995 ein zweites Mal bekleidete. 1995 rückte Ditz zum Wirtschaftsminister auf, legte diese Funktion jedoch nach dem Scheitern des sogenannten Schüssel-Ditz-Kurses - einem Wirtschafts- und Wahlkampfprogramm - 1996 zurück. Von 1999 bis 2001 war Ditz Vorstand der Staatsholding ÖIAG. Seit Jänner 2010 ist er Aufsichtsratschef der notverstaatlichten Kärntner Hypo.