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2,75 Sekunden sind nicht die Welt

Von Christian Mayr

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Bei einem solchen "Rekordvorsprung" musste natürlich gleich die Statistik her: Ted Ligetys Vorsprung von 2,75 Sekunden auf die staunende Riesentorlauf-Konkurrenz rangiert auf Platz sieben - allerdings stammen alle vor ihm hingelegten Bestmarken aus der Zeit eines Ingemar Stenmark (größter Vorsprung anno 1978/79 mit 4,06Sekunden). Und damit aus dem Mittelalter des Skiweltcups. Dennoch sollte die famose Siegesfahrt beim Weltcup-Auftakt in Sölden nicht überbewertet werden. Derartige Ausreißer, bei denen die Konkurrenten zu scheinbaren Ski-Anfängern degradiert werden, gibt es immer wieder - siehe Hermann Maier und Bode Miller zu ihren besten Tagen. Beim nächsten Rennen sieht die Welt wieder ganz anders aus, passiert ein Einfädler oder werden einem schlechte Pisten- oder Wetterverhältnisse zum Verhängnis. Tatsächlich wandelte speziell der Männer-Bewerb am Sonntag am Rande der Regularität, was dem US-Amerikaner zumindest nicht ungelegen kam.

Dennoch ist das ÖSV-Team in der WM-Saison gewarnt: Wie kein anderer hat der RTL-Titelverteidiger das neue, sicherere Material kritisiert - und wie kein anderer hat er sich auf ebendieses akribisch genau vorbereitet. Bereits seit September 2011 hat Ligety die neuen Latten - so seine eigenen Angaben - intensiv getestet. "Ich habe wohl mehr Kilometer als jeder andere auf den neuen Ski in den Beinen", gestand er ebenso freimütig wie selbstbewusst. Dieses durchaus Risiko-behaftete Training machte sich nun beim Saisonauftakt überdeutlich bezahlt - aber beim nächsten Rennen in einem Monat wird wieder neu gerechnet.