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28 Milliarden für Erneuerbaren-Ausbau

Wirtschaft

Akzeptanz für Windparks und Co wächst in der Bevölkerung. Krieg in der Ukraine beflügelt Ausbaupläne.


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Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine und der Gaspreisschock haben nicht nur die Inflation und die Energiepreise befeuert, sondern auch die Akzeptanz für den Ausbau erneuerbarer Energie massiv gesteigert. Das geht aus einer Umfrage im Auftrag des Branchenverbands Oesterreichs Energie. "Die Akzeptanz in der Bevölkerung ist stark gestiegen (siehe Garafik). Wir sehen, dass Bürgerinitiativen zum Beispiel nicht mehr so stark gegen Windparks mobilisieren", sagt Barbara Schmidt, Generalsekretärin des Verbands. Parallel dazu stieg im Jahresvergleich auch die Akzeptanz für den Netzausbau, nämlich um 10 Prozentpunkte auf 54 Prozent.

"Die Bevölkerung ist nicht gegen den Ausbau, wie das manchmal von wenigen, aber eher lauten Gruppen suggeriert wird", so Schmidt. Bis 2030 will Österreich - bilanziell über das Jahr gerechnet - 100 Prozent seines Strombedarfs aus erneuerbaren Energieträgern abdecken. Dazu investieren die Energieunternehmen 28 Milliarden Euro um die angepeilten, zusätzlich benötigten 27 Terawattstunden (TWh) an Leistung zu installieren. 24 Unternehmen haben insgesamt 220 Investitionsprojekte gemeldet. Aber: "Ohne einen gleichzeitigen Netzausbau, zeitlich und synchron abgestimmt, wird das nicht funktionieren", sagte Michael Strugl, Chef des Verbunds und Präsident des Branchenverbandes "Oesterreichs Energie", am Mittwoch vor Journalisten in Wien.

Zuwachs bei PV

Am stärksten wächst derzeit der Photovoltaik-Ausbau. Das Interesse auch seitens der privaten Haushalte an PV-Anlagen ist stark gestiegen. Es seien heuer schon im ersten Halbjahr doppelt so viele Anlagen zur Genehmigung beantragt worden wie im gesamten Jahr 2021, erklärt Schmidt. Bis zum Jahr 2030 rechnet Strugl mit einer Verfünffachung der Leistung. Für die Zielerreichung 2030 ist ein Zuwachs von 11 TWh bei PV vorgesehen. Der Projektumfang der Mitgliedsunternehmen von Oesterreichs Energie beläuft sich derzeit auf 2,9 TWh. Allerdings macht dieser Energieträger ob seiner kleinteiligen Struktur einen geringeren Anteil am Strommix aus.

Das Erneuerbaren-Ausbaugesetz (EAG) sieht einen Zuwachs bei der Windkraft von 10 TWh bis 2030 vor. Die eingemeldeten Projekte belaufen sich auf 4,4 TWh. Derzeit werde laut Strugl rund ein Zehntel des Stroms aus Windkraft gewonnen.

Der größte Brocken im Strommix macht in Österreich derzeit die Wasserkraft aus. Zwei Drittel des heimischen Stroms werden mittels Wasserkraft erzeugt. Dennoch sehen die Ausbauziele eine Leistungssteigerung von 7 TWh vor. Die meiste Kapazität fließt in den Speicherbereich.

Noch ein interessantes Detail förderte die Studie zutage: Während die Zustimmung zum Ausbau erneuerbarer Technologien und dem Netzausbau in allen Bundesländern etwa gleich hoch ist, konzentrieren sich die meisten Windkraft- und PV-Projekte aber auf den Osten Österreich. Allerdings sei heuer erstmals ein Windkraftprojekt auch in einem Bundesland eingemeldet worden, das noch kein einziges Windrad habe, so ein Studienautor.

Keine Kohle-Renaissance

Für Aufregung sorgte Anfang der Woche die Ankündigung, dass das eigentlich eingemottete Kohlekraftwerk des Verbunds in Mellach angesichts der Gaskrise wieder reaktiviert werden soll, um es für den Notfall eines Gaslieferstopps nutzen zu können. "Wir müssen die Versorgungssicherheit in Österreich sicherstellen", sagte Strugl dazu. Klar sei, dass es sich hierbei um einen absoluten Notfallplan handle, der hoffentlich nie in Kraft treten müsse. Der Verbund sehe sich als erneuerbares Energieunternehmen. "Kohle wird mit uns keine Renaissance erleben", betonte Strugl. Bis Mitte November dieses Jahres könnte die technische Umrüstung abgeschlossen sein. Allerdings sei es eine große Herausforderung, genügend Fachpersonal für den Standort zu finden. Und auch die Kohlebeschaffung wird schwierig. Das Angebot am Weltmarkt ist knapp, und die Preise sind entsprechend hoch.(del)