Am 2. Oktober 1991 flog Franz Viehböck ins All und führte 15 Experimente durch.
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Am 2. Oktober vor 30 Jahren flog im Zuge des österreichisch-russischen Weltraumprojekts "Austromir" der erste - und bisher einzige - Österreicher ins All. Franz Viehböck startete mit einer Sojus-Rakete von Baikanur aus zur russischen Raumsonde Mir. Bei seinem einwöchigen Aufenthalt führte er 15 wissenschaftliche Experimente durch, ehe er am 10. Oktober wieder auf der Erde landete. Diese Experimente "gaben der hiesigen Weltraumforschung bis heute einen kräftigen Schub", erklärt Christian Klösch, Kustode der Sonderschau "Austromir" im Technischen Museum Wien, zum Jubiläum. Die Projekte würden noch heute der medizinischen und wissenschaftlich-technischen Forschung nützen.
Im "Dosimir" Projekt hat zum Beispiel ein Team um Norbert Vana vom Atominstitut der österreichischen Universitäten Messungen der kosmischen- und Sonnenstrahlung mittels sogenannter "Dosimeter" entwickelt. Damit kann man auch die biologische Schadwirkung der Strahlen auf den menschlichen Organismus abschätzen. "Die Forscher haben dadurch ein Knowhow erarbeitet, sodass sie heute immer noch weltweit federführend auf dem Gebiet sind", so Klösch. Österreichische Dosimeter wären deshalb aktuell auf der Internationalen Raumstation im Gebrauch, und würden auch bei künftigen Mondmissionen zum Einsatz kommen.
Motomir und Ionentriebwerke
Viehböck brachte auch ein Ergometer namens "Motomir" in die Raumstation, mit dem man zusätzlich den Muskelverlust messen konnte. Es war nicht nur ein Trainings-, sondern auch ein Diagnosegerät. Es wurde von den Kosmonauten genutzt, bis die Mir schließlich aufgelassen und 2001 kontrolliert zum Absturz gebracht wurde. "Das Projektteam um Norbert Bachl vom Sportinstitut der Uni Wien hat daraus ein Trainingsgerät für rekonvaleszente Patienten in Rehakliniken auf der Erde entwickelt", erklärte Klösch. Menschen, die lange bettlägrig waren und wie Weltallbesucher Muskelschwund erlitten haben, können damit wieder Muskelmasse aufbauen.
Für das "Logion" Projekt wurden damals erstmals Ionenstrahler ins All gebracht. "Damit untersuchte man, wie sich die Strahlen in der Schwerelosigkeit verhalten". Diese Ionenstrahlen werden heute als Triebwerke eingesetzt, denn sie erzeugen einen stetigen Rückstoß, mit dem Satelliten in die richtige Bahn navigieren können. "Mit der damals entwickelten und bis heute verfeinerten Technik hat sich an der Fachhochschule Wiener Neustadt ein Spinoff namens Enpulsion entwickelt, das Ionentriebwerke für Satelliten herstellt", so Klösch.
Sie sind wichtig für deren Miniaturisierung. Die derzeit gebräuchlichsten "chemischen Triebwerke" wären vergleichsweise groß und bräuchten auch größere Tanks. Dadurch bleibt für andere Bauteile recht wenig Platz und Gewicht, und auch die Lebensdauer der Satelliten wird durch den sehr begrenzten Tankinhalt eingeschränkt. "Mit Ionentriebwerken kann man Tanks und Triebwerke verkleinern, hat mehr Gewicht für Nutzlast zur Verfügung und kann die Lebensdauer erhöhen", so Klösch.
Günstige 29 Millionen Euro
Die Kosten für das Projekt waren - verglichen mit den Summen, die heute für ein Weltraum-Ticket bezahlt werden - günstig: Laut Technischem Museum Wien (TMW), das am 1. Oktober eine Jubiläumsveranstaltung zu "30 Jahre Austromir" plant, betrugen die Gesamtkosten rund 230 Millionen Schilling, was inflationsbereinigt knapp 29 Millionen Euro entspricht. Zum Vergleich: Der US-Milliardär Jared Isaacman soll für die vier Plätze an Bord einer SpaceX-Rakete, die Mitte September die erste rein zivile Besatzung für drei Tage ins All brachte, umgerechnet 170 Millionen Euro bezahlt haben.(red)