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30 Jahre Ethikkommission in Wien

Von Alexa Jirez

Wissen

Aufgaben: Schutz der Patienten. | Klinische Studien werden überprüft. | Wien. Genau 30 Jahre ist es her, dass in Wien eine der ersten europäischen Kommissionen für Medizin und Ethik gegründet wurde. Seitdem ist einiges passiert: Mittlerweile sind Ethikkommissionen keine freiwilligen Gruppen mehr, sondern auf EU-Ebene verankert.


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Bei der Einführung und Zulassung neuer Medikamente etwa ist die Ethikkommission Teil des Behördenverfahrens. Während in den 1970er Jahren lediglich ein bis zwei Projekte jährlich der Kommission vorgelegt wurden, waren es im Jahr 2007 bereits etwa 750 Studien, die begutachtet wurden. Um die Arbeit der Ethikkommission einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen, fand am Dienstag an der Med-Uni ein Pressegespräch anlässlich des 30-Jahr-Jubiläums statt. Ernst Singer, derzeit Vorsitzender der Ethikkommission, räumte dabei mit einigen Irrtümern auf, die die Aufgabe dieses Gremiums betreffen.

"Die Ethikkommission trifft keine individual-ethischen Entscheidungen wie etwa den Einsatz lebenserhaltender Maßnahmen bei einzelnen Patienten", betonte Singer. Vielmehr besteht die Arbeit der Kommission darin, vorgelegte klinische Studien zu begutachten und zu gewährleisten, dass keinerlei Gefahrenpotential für die teilnehmenden Patienten besteht. "Außerdem beraten und unterstützen wir den Forscher, der nicht der natürliche Feind der Ethikkommission ist", erklärte Singer.

Eine weitere wesentliche Aufgabe der Kommission, die ehrenamtlich zweimal im Monat tagt, ist die Information der Öffentlichkeit über ethische Forschung, betont der Vorsitzende.

Forschung in der Krise?

Der Rektor der Med-Uni und ehemalige Vorsitzende der Ethikkommission Wolfgang Schütz nützte die Gelegenheit, um auf ein wesentliches Problem der akademischen Forschung in Österreich hinzuweisen: "Es gibt hierzulande keine öffentliche Institution, die rein hypothesengesteuerte akademische Studien fördert", kritisierte Schütz. In Deutschland hingegen, würden für solche akademische Studien sehr wohl Mittel bereitgestellt.

Heimische Mediziner sind also oft gezwungen, sich Drittmittelfinanciers (meist Pharmafirmen) zu suchen. Das Problem dabei: Pharmafirmen haben klare Eigeninteressen. Will ein Mediziner etwa neue Indikationen oder Nebenwirkungen eines Medikamentes überprüfen, sind Pharmafirmen selten interessiert. "Die akademische Forschung in Österreich ist

in einer sehr schwierigen Situation", betonte Schütz abschließend.