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30 Prozesstage - oder mehr

Von Stefan Melichar

Wirtschaft

Auer-Welsbach soll laut Anklage Anleger um 272 Millionen gebracht haben. | Anwalt will mit Hilfe von 40 bis 50 Zeugen den Unschuldsbeweis antreten. | Wien. Es ist der Auftakt für eine ganze Reihe prominenter Wirtschaftsstrafverfahren: Am Dienstag startet am Landesgericht Klagenfurt der Prozess gegen Wolfgang Auer-Welsbach, den Chef der insolventen Kärntner Finanzfirma AvW.


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Auer-Welsbach soll - laut Anklage - Zeichner der einst begehrten AvW-Genussscheine um mindestens 272 Millionen Euro gebracht haben. Es gilt die Unschuldsvermutung.

Kopfzerbrechen bereitet der Justiz die Vielzahl an möglichen Geschädigten: AvW hatte insgesamt rund 12.500 Anleger, etwa 6000 davon haben sich dem Verfahren nun als Privatbeteiligte angeschlossen. Als solche könnten sie laut Strafprozessordnung jedoch auch einzeln als Zeugen vernommen werden - angesichts der großen Zahl in diesem Fall ein aussichtsloses Unterfangen. Wie zu hören ist, will der Richter nur die wichtigsten Privatbeteiligten befragen. Es gibt jedoch die konkrete Befürchtung, dass der Anwalt Auer-Welsbachs daraus einen Verfahrensmangel - und damit eine Anfechtungsmöglichkeit - konstruieren könnte. Um sich vorneweg abzusichern, soll man justizintern sogar schon zart beim Obersten Gerichtshof um dessen Rechtsmeinung angeklopft haben. Dieser äußert sich zur Angelegenheit aber wohl erst dann, wenn er im Rahmen des Instanzenzugs tatsächlich damit befasst würde.

Ende frühestens im März

So weit muss es nicht kommen: Auer-Welsbachs Anwalt, Michael Sommer, erklärte am Freitag im Gespräch mit der "Wiener Zeitung", er habe nie vorgehabt, alle Privatbeteiligten einzuvernehmen oder bewusst einen Verfahrensmangel zu provozieren. Er werde versuchen, die Unschuld seines Mandanten zu beweisen und dabei 40 bis 50 Zeugen befragen. Die Staatsanwaltschaft habe keine Einwände gegen diese Zeugen erhoben.

Nicht ausschließen kann Sommer, dass zusätzliche Prozesstage - über die 30 veranschlagten hinaus - notwendig sind. Hier habe das Gericht die Zeugen der Verteidigung noch nicht berücksichtigt gehabt. Ein Ende wird frühestens für März erwartet.