Die ÖVP nimmt sich jetzt verstärkt des Pflegebereichs an. In den kommenden fünf Jahren wolle man in diesem Sektor 35.000 zusätzliche Arbeitsplätze schaffen, sagte Bundeskanzler Wolfgang Schüssel am Donnerstag.
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Schüssel besuchte gemeinsam mit Wirtschaftsminister Martin Bartenstein und der steirischen Landeshauptfrau Waltraud Klasnic ein Caritas-Ausbildungszentrum in Wien. "Der Pflegebereich hat unerhörte Bedeutung für den Grad der sozialen Qualität einer Gesellschaft", betonte der Kanzler. In den nächsten Jahren stelle sich aufgrund der "dramatischen Generationenverschiebung" zudem eine große demographische Herausforderung.
Tatsächlich ist Handlungsbedarf gegeben. Die Zahl der hilfsbedürftigen Menschen wird bis 2011 in Österreich von derzeit 540.000 auf 800.000 steigen. 8.000 Pflegekräfte würden daher jährlich mehr benötigt, schätzt Minister Bartenstein. Drei Zielgruppen gelte es anzusprechen, um diese lukrieren zu können: Bereits beschäftigte Arbeitnehmer, denen der Pflegeberuf als "Job mit hohem Prestige" als Alternative schmackhaft gemacht werden soll. Auch Arbeitslosen könne eine Perspektive angeboten werden. "Und nicht zuletzt ist dieser Bereich ideal für Wiedereinsteigerinnen", glaubt Bartenstein.
Ein AMS-Programm, das heuer 1.300 Personen zu Pflegehelfern, Heilhilfen, Alten-und Behindertenbetreuern ausbildet, soll weiter ausgedehnt werden. Noch einmal rund 1.300 Arbeitskräfte könnten hinzukommen. Daneben ist die Ausweitung der Weiterbildungsförderung geplant. Die nötigen 7 Mill. Euro können vom AMS abgedeckt werden, versichert Bartenstein.
Landeshauptfrau Klasnic tritt vor allem für eine Standardisierung der Ausbildung ein, die derzeit von Bundesland zu Bundesland mehr oder weniger variiert. Zudem müssten die Abschlüsse gegenseitig anerkannt werden.
Wenig abgewinnen kann den Plänen Schüssels die Opposition. SPÖ-Bundesgeschäftsführerin Andrea Kuntzl sieht nur eine "angebliche Ausbildungsoffensive", wiewohl es im Pflegebereich unter den Nägeln brenne. Karl Öllinger, Sozialsprecher der Grünen, meinte, die Regierung hätte in den letzten Jahren genug Möglichkeiten gehabt, eine solche Job-Offensive zu starten, Geschehen sei "leider nichts".