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Der Tod des 1911 geborenen Schweizer Schriftstellers Max Frisch jährt sich in diesen Tagen zum zehnten Mal. Aus diesem Anlass zeigt 3sat, wie es ist, wenn sich ein guter Sender eines Großen der Literatur erinnert. Nahezu jeden Abend wird ein kurzes Filmdokument gezeigt, das den Schriftsteller als Denker und politischen Menschen ins Gedächtnis ruft. Darüber hinaus bietet 3sat Gelegenheit, dem Romancier und Dramatiker wieder zu begegnen:
Beim (Wieder-)Sehen von "Andorra", "Don Juan oder die Liebe zur Geometrie" und insbesondere von Volker Schlöndorffs Verfilmung des Romans "Homo Faber" erweist es sich, dass sich auf dem Frisch'schen Werk eine charakteristische Sorte von Staub angesetzt hat. Die Vorlage für Schlöndorffs Film erschien 1957, der Film stammt vom Beginn der 90er Jahre. Dennoch hatte die Geschichte um Homo Faber, der seine schwangere Freundin verlässt, um sich 20 Jahre später in die eigene Tochter zu verlieben, etwas überraschend Papierenes. Man fragt sich, ob zum Zeitpunkt der Entstehung des Films nicht schon spürbar war, dass die Hemingway-Zitate heute eher skurril denn existenzialistisch wirken: Homo Faber setzt seinen Hut weder an der Schreibmaschine noch beim Essen im Restaurant ab. Erst im Bett mit seiner Tochter verliert er den Hut, sprich die Selbstkontrolle.
Der Zeitgeist, in dem Frisch schrieb, ist verweht und hat die Eckpfeiler des damals gültigen Weltbilds verschoben. Man braucht wohl eine größere zeitliche Distanz, um die Veränderungen in der richtigen Perspektive sehen zu können.