UNO: 40 Millionen Menschen könnten noch Job verlieren. | Lehre aus Japan-Krise: "Kein gutes Geld dem schlechten nachwerfen." | Davos. (red) "Es ist noch schlimmer gekommen, als ich vor zwei Jahren am Weltwirtschaftsforum erwartet hatte", sagt der US-Ökonom Nouriel Roubini. Damals war er in Davos der einsame Mahner gewesen. "Die Bankenkrise hat die schlimmsten Befürchtungen noch übertroffen."
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Im günstigsten Fall rechnet er 2010 mit einer "leichten Erholung, die von den meisten nicht einmal wahrgenommen werden wird. Im Finanzsektor wird es viel länger dauern." Es sei aber auch möglich, dass die Weltwirtschaft fünf Jahre lang nicht aus der Talsohle herausfinde.
Düster sieht er die Aussichten für Asien. "China erwartet eine harte Landung und fällt in die Rezession. Diesem Sog können sich auch die anderen einstigen Wachstumsmotoren Japan, Singapur und Korea nicht entziehen."
Gesunden Firmen helfen
Sein Land habe in den 1990er-Jahren erkannt, wie man aus der Rezession herausfinde, sagt der japanische Ökonom Heizo Takenako von der Universität Keio in Tokio. "1991 wurden die maroden Banken mit Geldspritzen aufgepäppelt, ohne auch nur hinzuschauen, was mit diesem Geld passiert." Das habe die durch das Platzen der Immobilienblase ausgelöste Finanzkrise um vier Jahre verlängert und in die Depression geführt: "Das Vertrauen war dahin. Erst als die Regierung sich die Bilanzen der Geldinstitute genauer anschaute und aufhörte, gutes Geld dem schlechten Geld nachzuwerfen, um stattdessen jene Firmen zu unterstützen, die eine reale Aussicht auf Erholung hatten, begann sich die Lage zu stabilisieren." An der Hilfe für die Autokonzerne General Motors, Ford und Chrysler werde sich zeigen, ob die USA der Krise mit protektionistischen Maßnahmen begegnen oder multilaterale Lösungen suchen.
Arbeitslosigkeit steigt
Nach Schätzungen der UNO-Arbeitsorganisation könnten im Zuge der Krise weitere 40 Millionen Menschen ihre Stelle verlieren. Die Arbeitslosigkeit wäre dann auf dem höchsten Stand seit zehn Jahren. Die tatsächliche Zahl hänge weitgehend davon ab, wie erfolgreich die Konjunkturpakete seien, erklärte die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) in ihrem jährlichen Bericht.
Die weltweite Arbeitslosigkeit werde Ende des Jahres zwischen 210 und 230 Millionen Menschen treffen - eine deutliche Steigerung gegenüber 179 Millionen Arbeitslosen Ende 2007 und den schätzungsweise 190 Millionen Ende 2008.
Das schlimmste Szenario geht von einem raschen Wachstumseinbruch und einer Erholung erst 2010 aus. Dann stiege die Arbeitslosenrate auf 7,1 Prozent. In den letzten zehn Jahren schwankte sie zwischen 5,7 Prozent und einem Höchststand von 6,3 in den Jahren 2003 und 2004.
Die Regierungen müssten ihr Augenmerk besonders auf kleine und mittelgroße Unternehmen richten, denn sie stellten den Großteil der Arbeitsplätze bereit und seien am meisten von der Finanzkrise betroffen, betont ILO.