Fünf Selbstmordattentäter haben im Irak am Sonntag mindestens 40 Menschen mit sich in den Tod gerissen. Der folgenschwerste Terrorakt richtete sich gegen eine Rekrutierungsstelle der irakischen Streitkräfte bei Bagdad. Dort kamen 25 Menschen ums Leben, 47 wurden verletzt. Der Täter zündete die Bombe, nachdem sich dort rund 400 Bewerber für den Militärdienst versammelt hatten.
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In der Nähe der nordirakischen Stadt Mossul steuerte ein Selbstmordattentäter sein mit Sprengstoff präpariertes Auto in einen Polizeikonvoi. Dabei wurden vier Polizisten getötet und drei verletzt. In dem Konvoi befand sich ein Brigadegeneral, der unverletzt blieb.
Ein dritter Anschlag kostete in Kirkuk mindestens vier Zivilpersonen das Leben, 15 wurden verletzt. Die Autobombe explodierte auf einer Schnellstraße, die meisten Opfer waren Einwohner auf dem Weg zum Krankenbesuch in einer nahe gelegenen Klinik.
An der Grenze zu Syrien sprengten sich zwei Selbstmordattentäter in die Luft. Mindestens sieben irakische Zollbeamte wurden getötet, wie ein Sprecher der amerikanischen Streitkräfte, Jeffrey Pool, erklärte. Die US-Truppen hätten den Grenzübergang nach dem Anschlag auf irakischer Seite geschlossen.
In Bagdad wurde eine schiitische Familie ermordet aufgefunden. Sieben Kinder und ihre Mutter seien in ihren Betten erschossen worden, teilte die Polizei mit. Nur ein Sohn habe seine Verletzungen überlebt. Der Familienvater war zur Tatzeit nicht zu Hause. Er machte eine sunnitische Familie für die Morde verantwortlich.
Bei weiteren Angriffen kamen mindestens acht Menschen ums Leben, unter ihnen zwei irakische Mitarbeiter eines ägyptischen Mobilfunkunternehmens. Seit Vereidigung der neuen irakischen Übergangsregierung am 28. April sind schon mehr als 1.500 Menschen bei Anschlägen getötet worden.
Die jüngste Eskalation der Gewalt fiel mit einer neuen Offensive von US-Truppen und irakischer Militäreinheiten in der Umgebung der Rebellenhochburg Falluja zusammen. Bei einer Razzia im Dorf Saidan, 30 Kilometer südöstlich von Falluja, wurden nach Militärangaben 22 Verdächtige verhaftet. An der Militäraktion mit der Bezeichnung "Operation Krummsäbel" sind 500 US-Marineinfanteristen beteiligt.
Der irakische Ministerpräsident Ibrahim al Jaafari kritisierte die Erschießung von Verdächtigen seitens US-Soldaten. Verdächtige müssten verfolgt werden, sagte er auf einer Pressekonferenz. Dies müsse allerdings auf eine zivilisierte Art geschehen. Jaafari erklärte, die Soldaten sollten in der Nähe von Kontrollpunkten zunächst auf die Reifen eines verdächtigen Fahrzeugs schießen. US-Militärsprecher Steven Boyland machte den Einsatz von Autobomben für die Zwischenfälle verantwortlich. Für die Soldaten sei es schwer, zwischen normalem Verkehr und einer gefährlichen Bedrohung zu unterscheiden.
Für Spannungen zwischen Kairo und Bagdad sorgten unterdessen Äußerungen eines irakischen Regierungssprechers, wonach sich der ermordete ägyptische Gesandte Ihab al Sharif vor seiner Entführung mit Rebellen treffen wollte. Regierungschef Jaafari sagte allerdings am Sonntag, dafür gebe es keine Hinweise.
Truppen sollen reduziert werden
Wie die britische Presseagentur PA berichtete, ist der Sonntagszeitung "Mail On Sunday" ein Papier über den britischen Truppenrückzug von Verteidigungsminister John Reid zugespielt worden. Nach dem Dokument planten die USA eine Reduzierung ihrer Truppen von 176.000 auf 66.000 Mann. Die britische Streitmacht soll von 8000 auf 3000 Mann reduziert werden.
Reid bestätigte die Angaben, betonte aber, es handle sich nur um eines von vielen Papieren mit möglichen Optionen. Er wiederholte das Versprechen der britischen Regierung, "so lange wie nötig" im Irak zu bleiben.
Berlusconi will am Zeitplan für einen Teilabzug der italienischen Truppen aus dem Irak festhalten. Wie geplant und in Absprache mit den Vereinten Nationen und US-Präsident George W. Bush würden im September die ersten 300 der insgesamt 3.000 italienischen Soldaten abgezogen, sagte Berlusconi am Samstag. Erst wenn die irakischen Sicherheitskräfte und das Militär zahlenmäßig so stark seien, dass sie die alliierten Truppen ersetzen können, "werden sich die Länder, die ihre Soldaten dort haben, ganz zurückziehen".