Die heimische Chemieindustrie, zu der u.a. die Seifen-, Putz- und Pharmaindustrie zählen, verbuchte 2004 eine positive Bilanz - trotz "schwerer Rahmenbedingungen", wie Peter Untersperger, Obmann des Fachverbands Chemie in der Wirtschaftskammer, am Dienstag vor Journalisten erklärte.
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Es sind nicht die hohen Rohölpreise und der im Vergleich zum Dollar starke Euro allein, die Untersperger unzufrieden stimmen. Es ist beispielsweise auch der Kollektivvertragsabschluss von plus 3% für die Branche. "Das kann sich die Chemiewirtschaft nicht leisten. Es gibt Bestrebungen, den Abschluss zu relativieren, indem etwa Mitarbeiter abgebaut werden müssen", meinte Untersperger. Er könne nicht sagen, wieviele Arbeitsplätze zur Diskussion stünden. "Ein um einen Prozentpunkt niedrigerer KV sind etwa 400 Mitarbeiter".
"Mich wundert nur eins", sagt Peter Schaabl, Bundessekretär der Chemiegewerkschaft, gegenüber der "Wiener Zeitung". "Unterspergers Team hat mit unserem verhandelt - der Abschluss war ein Kompromiss." Wäre ein Unternehmen erst durch die "paar Prozentpunkte" wettbewerbsfähig, sei "ohnehin im Management etwas falsch gelaufen oder das Produkt nicht verkaufsfähig".
Daran dürfte es nicht hapern: Laut Untersperger wächst die Chemieindustrie in Österreich auch im laufenden Jahr. Rund zwei Drittel der Produktion gehen in den Export. 2004 sind die Ausfuhren um 3,2% auf 9,5 Mrd. Euro gestiegen. In die Länder Mittel- und Osteuropas sowie nach Frankreich, Spanien und die Niederlande wuchsen die Exportraten zweistellig. "Wollen wir hier weiter wachsen, wird das nur funktionieren, wenn wir manche Rohstoffe günstig in Osteuropa und Asien zukaufen und die höherwertigen Güter von hier aus exportieren", erklärte Untersperger. Der Wert der Zukäufe sei aber "schwer zu quantifizieren".
Zahlen und Daten
Die chemische Industrie ist die drittgrößte Industriebranche in Österreich. Der Produktionswert stieg 2004 auf 9,998 Mrd. Euro, das ist ein Plus von 4,5% gegenüber 2003. Der Beschäftigtenstand blieb mit 41.000 Mitarbeitern annähernd konstant. Laut Untersperger hat die heimische Chemieindustrie die Chancen der EU-Osterweiterung wahrgenommen, in die angrenzenden EU-Nachbarn stiegen die Exporte bis zu 20%.