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400.000 Euro für wirtschaftsnahe Forschung

Von Eva Stanzl

Wissen

Houska-Preis wird als größte private Auszeichnung für angewandte Wissenschaft vergeben - laut Wifo bringt Grundlagenforschung jedoch mehr Innovation.


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Wien. Recyclebare Drucksorten, ein Frühgeborenensimulator für medizinisches Personal und Folien mit dem Profil von Haifischhaut: Klein- und Mittelbetriebe mit Forschungsprojekten wie diesen zählen zu den Kandidaten für den Houska-Preis 2017. Der größte private Preis für wirtschaftsnahe Forschung in Österreich wird am Donnerstag verliehen.

Auch Universitäten werden ausgezeichnet, und zwar für anwendungsorientierte Forschung mit dem Ziel von neuen, marktfähigen Produkten. Hier sind etwa Verfahren zur Herstellung von Wasserstoff zum Fahrzeugantrieb aus erneuerbaren Energien, oder gedruckte Sensoren, die bei der Holzverarbeitung verhindern sollen, dass zu viel Leim verwendet wird, nominiert.

Der Houska-Preis wird von der B&C Privatstiftung vergeben. Sie wurde im Jahr 2000 von Bank Austria und Creditanstalt gegründet und ist heute rechtlich unabhängig. Ihr Zweck ist die Förderung der heimischen Unternehmer, das Ziel Firmen in Österreich zu halten. Seit 2005 wird der nach dem ehemaligen Stiftungsmitglied Wolfgang Houska benannte Preis vergeben. Was ursprünglich wohl als mediales Aushängeschild gedacht war, gilt heute als größte Privatinitiative in der Forschungsförderung im diesbezüglich wenig ausgeprägten Österreich, in dem in erster Linie die öffentliche Hand die unternehmerische Forschung unterstützt.

Insgesamt reichten Unis und Unternehmen heuer 55 Forschungsprojekte ein. In einem zweistufigen Entscheidungsverfahren wurden sie durch eine Jury bewertet. Das Preisgeld beträgt 400.000 Euro, wovon je 150.000 an die Preisträger und je 10.000 Euro an die nominierten Kandidaten gehen. Im Rahmen der Preisverleihung wird auch pro Kategorie ein Publikumspreis von weiteren 10.000 Euro vergeben.

Fördern private "Forschungsoscars" das Entstehen von Innovation? Manche Kritiker stellen dies in Frage. Laut Analysen des Wirtschaftsforschungsinstituts (Wifo) ist Innovation nämlich weniger ein Produkt der wirtschaftsnahen, anwendungsorientierten Forschung als jenes der freien, neugiergetriebenen Grundlagenwissenschaften. Insbesondere die Bundesregierung setzt demnach zu stark auf Unternehmen.

Grundlagen unterdotiert

Derzeit übernimmt der Staat über die Forschungsprämie 12 Prozent der betrieblichen Forschungsausgaben und künftig sollen es 14 Prozent sein. Das Wifo empfiehlt jedoch, mehr Geld in die Forschung an den Universitäten zu stecken. Innovationskaiser wie Schweden, Dänemark und die Schweiz, die europaweit gesehen bei Technologieinnovation an der Spitze liegen, geben den Großteil ihrer staatlichen Forschungsgelder für universitäre Grundlagenwissenschaften aus. "Wir haben in den letzten zehn bis 15 Jahren ein hervorragendes Forschungsfördersystem für Unternehmen aufgebaut, das im internationalen Vergleich attraktiv ist, aber wir haben nicht im selben Ausmaß in die Universitäten investiert. Hier haben wir einen Aufholbedarf", sagte Wirtschaftsforscher Jürgen Janger in einem Interview mit dem Radiosender Ö1.

Im OSZE-Vergleich gibt Österreich 0,27 Prozent seines Bruttoinlandsprodukts zur Förderung der unternehmerischen Forschung aus, Europas innovativste Länder hingegen nur 0,17 Prozent. Zu Innovationsführern werden sie laut Wifo unter anderem deswegen, weil Universitäten Top-Humanressourcen hervorbringen, die später dann das Gros der Mitarbeiter in forschenden Unternehmen stellen.

"Natürlich hatten wir bereits Ideen für einen Preis für Grundlagenforschung. Allerdings wollen wir so nahe wie möglich an unserem Stiftungszweck bleiben, mit dem wir sicherstellen wollen, dass Unternehmen und ihre Forschung und Entwicklung in Österreich bleiben", sagt Mariella Schurz, Generalsekretärin der B&C-Stiftung: "Vielleicht reichen wir damit nicht an den Oscar der Grundlagenforschung, den Wittgenstein-Preis heran, aber unser Zweck ist ja auch, Forschern die Möglichkeit zu geben, Kontakte mit der Industrie zu pflegen."

Freilich könne man nicht verhindern, dass heimische Betriebe dennoch ins Ausland abwandern, räumt Schurz ein. "Aber wir prüfen, welche Aktivitäten wo bisher gesetzt wurden."