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Der apostolische Nuntius ist der Repräsentant des Heiligen Stuhles und damit der Vertreter des Papstes im betreffenden Land. Er ist der personifizierte Ausdruck der diplomatischen Beziehungen des
Vatikans zum jeweiligen Staat, in dem sein Wirken auch eine große pastorale Bedeutung hat. Der Nuntius ist Diplomat und Seelsorger zugleich; sind doch die Beziehungen von Kirche und Staat nicht
Selbstzweck, sondern stehen unter einem religiösen Auftrag.
Die Tradition der apostolischen Nuntien geht weit in die Geschichte Österreichs zurück. Sie begann in der Zeit des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation ab 1529, setzte sich in der folgenden
Donaumonarchie des Hauses Habsburg fort und reicht in die Zeit der Republik Österreich bis in die Gegenwart.
Es spiegeln sich daher mit der Darstellung des Wirkens der einzelnen Nuntien das jeweilige Verhältnis von Kirche und Staat, etwaige konkordatäre Regelungen und die Entwicklung der
Diözesanorganisation Österreichs wieder.
Die Geschichte der Vertretung des Heiligen Stuhles in Österreich weist 86 Nuntien auf. Welche Bedeutung ihnen in den bald fünf Jahrhunderten zugekommen ist zeigt, dass von ihnen 53 zu Kardinälen
ernannt wurden. Einer von ihnen, Antonio Pignatelli, der 1668 bis 1671 in Wien war, wurde 1691 zum Nachfolger Petri gewählt und wirkte als Papst Innozenz XII. bis 1700.
Der letzte Wiener Nuntius der kreiert wurde, war Opilio Kardinal Rossi, geb. 1910, der in der Geschichte der päpstlichen Vertretung in Wien mit fast fünfzehn Jahren (1961 - 1976) besonders lang
wirkte. Er hat Entscheidendes zur zeitgemäßen Durchführung des letzten Konkordates geleistet.
Das gegenständliche Buch wurde in italienischer Sprache bereits 1998 vom derzeitigen Apostolischen Nuntius in Österreich Erzbischof DDr. Donato Squicciarini publiziert und nun in dankenswerter Weise
in deutscher Übersetzung einem größeren Leserkreis in unserem Land zugänglich gemacht.
Nach dem Vorwort von Kardinalstaatssekretär Angelo Sodano gibt Donato Squicciarini eine Einführung in Geschichte und Wesen der Diplomatie des Heiligen Stuhls, der sich, verfasst vom Präsidenten des
Päpstlichen Komitees für Geschichtswissenschaften Prälat Univ.-Prof. Dr. Walter Brandmüller, eine historische Hinführung zum Inhalt des Buches selbst anschließt, welche die politischen Zeitumstände,
die die päpstliche Vertretung in Österreich begleitete, veranschaulicht.
Das Buch selbst beinhaltet eine im Rahmen des heute noch nachträglich Möglichen Darstellungen der Lebensläufe aller bisherigen 86 Apostolischen Nuntien. Dabei wird nicht nur ihr Wirken in Österreich,
sondern ihr gesamter Lebenslauf, damit auch ihre Zeit vor und nach Wien dargestellt. Dies zeigt die Weite und Vielfalt päpstlicher Diplomatie. Viele der Nuntien waren, wie Donato Squicciarini selbst,
vor ihrer Berufung nach Wien viele Jahre außerhalb Europas tätig und bringen nach Österreich damit auch eine Welterfahrung mit.
Mit einer Genauigkeit, die eingehende Nachforschungen und Untersuchungen voraussetzen, wird mit der Darstellung der einzelnen päpstlichen Diplomatenpersönlichkeiten ein oft faszinierender Einblick
sowohl in die Kirchen- wie in der Staatspolitik der damaligen Zeit vermittelt und dies mit einer fast vollständigen Reihe von Bildern der einzelnen Nuntien ergänzt. Nicht unerwähnt seien die
Literaturangaben zu den einzelnen Lebensläufen sowie eine umfassende Bibliographie zur Kirchen- und Diplomatengeschichte. Eine chronologische Übersicht der apostolischen Nuntien in Wien mit
Parallelangaben der Päpste, Kaiser und Staatsoberhäupter des republikanischen Österreichs ergänzen anschaulich diese Geschichtsdarstellung.
Es ist anerkennens- und dankenswert, dass der jetzige Repräsentant des Heiligen Stuhls in Österreich, Erzbischof DDr. Donato Squicciarini, die Initiative zu dieser bisher einmaligen Geschichte einer
päpstlichen Vertretung ergriffen hat. Donato Squicciarini hat eine lange und intensive Verbundenheit zu Österreich; schon von 1975 bis 1978 war er als Nuntiaturrat und ständiger Repräsentant bei den
Organisationen der Uno in Wien tätig. Als er 1978 Apostolischer Nuntius wurde, ernannte ihn Papst Johannes Paul I. gleichzeitig zum Titularerzbischof von Tiburnia, dem heutigen St. Peter im Holz in
Kärnten.
Donato Squicciarini ist daher auch ein österreichischer Bischof. Er besitzt besondere Welterfahrung, neben Jahren im päpstlichen Staatssekretariat war er in den Nuntiaturen in Panama, Kolumbien und
Bonn tätig. Als Nuntius war er von 1978 bis 1981 in Burundi und hernach in Kamerun, Gabun und Äquatorialguinea bis zu seiner Berufung nach Österreich 1989. In Österreich wirkte er u. a. am
Zustandekommen wichtiger Zusatzabkommen zum Konkordat mit; auch mehrere Bischofsernennungen durch Papst Johannes Paul II. erfolgten in seiner Zeit.
Erzbischof DDr. Donato Squicciarini ist ein Diplomat im Dienst der Seelsorger; kein Weg ist ihm zu weit und kein Anlass zu gering, um auf die Menschen zuzugehen und, ganz im Sinne des II.
Vatikanischen Konzils, zur Kirche in der Welt von heute in Österreich beizutragen.
Schon vor dieser Geschichte der apostolischen Nuntiaturen in Österreich war Donato Squicciarini publizistisch tätig. So hat er jeweils im Berliner Verlag Duncker & Humblot die kommentierte Ausgabe
der Weltfriedensbotschaften Papst Pauls VI. 1979 und Papst Johannes Pauls II. 1992 herausgegeben. Aktuelle Fragen in Kirche und Welt behandelte er in dem von ihm als Autor im Grazer Styria Verlag
1997 veröffentlichten Sammelband "Dialog in Wahrheit und Liebe". Im Gespräch sucht er, dem Einzelnen den Weg zur Heilsfindung und zur Persönlichkeitsentfaltung zu weisen.
Für dieses sein jahrelanges Wirken als Diplomat des Heiligen Stuhls und Seelsorger in sowie für Österreich hat ihn Bundespräsident Dr. Thomas Klestil in Anwesenheit namhafter Vertreter des
kirchlichen, politischen und wissenschaftlichen Lebens kürzlich in Wien im festlichen Rahmen mit dem Großen Goldenen Ehrenzeichen am Bande für Verdienste um die Republik Österreich höchst
ausgezeichnet.
Donato Squicciarini: Die apostolischen Nuntien in Wien, Libreria Editrice Vaticana, Vatikanstadt 1999, 380 Seiten.