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60 Jahre - und kein bisschen leise

Von Heike Hausensteiner

Wirtschaft

Projekt will zu lebenslangem Lernen und Freiwilligenarbeit im Alter anspornen. | Wien. Ältere Arbeitnehmer sind lang dienende "menschliche Ressourcen", betriebswirtschaftlich gesehen. Ältere Menschen haben auch menschlich gesehen viele Ressourcen, nämlich Wissen und Erfahrung. Diesen Schatz zu bündeln war Ziel des Projektes "Nachhaltiges Lernen im Gemeinwesen" (SLIC, für "Sustainable Learning in the Community"). Das Österreichische Rote Kreuz (ÖRK) hat es mit dem Ring Österreichischer Bildungswerke sowie mit Erwachsenenbildungseinrichtungen aus Finnland, Deutschland, Ungarn, Italien und Großbritannien durchgeführt. Man möchte ältere Menschen ermutigen, aktive Mitgestalter in der Gesellschaft zu werden oder zu bleiben, und ihr Selbstvertrauen zum Lernen im Alter stärken. Der Übertritt in die Pension soll so erleichtert werden. Gleichzeitig sollen Menschen ab 50 motiviert werden, die sogenannte dritte Lebensphase aktiv zu planen. Und sie sollen sich ihrer Ressourcen und - formal und informell erworbenen - Kompetenzen bewusst werden. Das helfe vor allem Leuten mit weniger formeller Vorbildung, ihre Schwellenangst vor Weiterbildung zu überwinden, sagt Projekt-Koordinatorin Charlotte Strümpel im Gespräch mit der "Wiener Zeitung".


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"Erasmus" für Senioren

"Wir haben bei SLIC den Weg, wie ihn Wiedereinsteigerinnen ins Berufsleben gehen, umgedreht. Wir wollen älteren Leuten bewusst machen, welche Kompetenzen sie sich im Laufe ihres Lebens erworben haben." Eine Art Gruppencoaching für Ältere also. Zugleich sollen sie das weitergeben können, zum Beispiel in Workshops.

Die Ansätze Erwachsenenbildung in Kursen (wie der Volkshochschule) und aktives Engagement werden so verbunden. An den Workshops nahmen Senioren im Alter von Anfang 60 bis über 80 teil. So mancher war danach als ehrenamtlicher Stadtführer tätig oder beteiligte sich an einem Austauschprogramm für Senioren in einem anderen Land.

Bildungsministerin Claudia Schmied und Wissenschaftsministerin Beatrix Karl verliehen an SLIC den "Lifelong Learning Award 2010". Ein Handbuch (www.slic-project.eu) ermöglicht es anderen Organisationen, die mit Älteren und Freiwilligen arbeiten, den Workshop anzubieten.

Das Projekt lief in der ersten Phase von 2007 bis 2010, war zu 80 Prozent EU-gefördert (mit rund 300.000 Euro) aus dem Grundtvig-Programm für Lebenslanges Lernen und wurde co-finanziert durch das Sozialministerium. Im Folgeprojekt SLIC II setzt man auf den Schneeballeffekt: Ältere Menschen sollen selbst als Trainer ausgebildet werden, um benachteiligte Senioren zu erreichen - wie ältere Menschen mit Migrationshintergrund, arbeitslose ältere Menschen oder Menschen aus isolierten Gemeinden. SLIC II startet mit Jahresbeginn.

Das erste SLIC-Projekt hat gezeigt: Obwohl ältere Menschen mit Lernen eher formale Strukturen verbinden, sind sie auch bereit, spielerisch zu lernen und Erfahrungen auszutauschen. Vor allem sind sie bereit, andere beim Lernen zu unterstützen.