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600 Männer seit Einnahme von Mazar-i-Sharif getötet

Von Rainer Mayerhofer

Politik

Kämpfer der Nordallianz haben nach der Einnahme der nordafghanischen Stadt Mazar-i-Sharif nach Informationen des Nachrichtensenders CNN 600 Menschen hingerichtet. Das berichtete ein Reporter gestern unter Berufung auf Angaben von Hilfsorganisationen in Mazar-i-Sharif.. Die UNO kritisierte diese Massenhinrichtungen, die trotz einer offiziell angekündigten Amnestie stattfinden und wies auch auf Plünderungen hin, von denen Lager der UNO betroffen sind.


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Westliche Beobachter, die in ständigem Kontakt mit Bewohnern der eroberten Stadt stehen, sagte, dass die meisten Getöteten Pakistanis oder aus Kaschmir stammende Mitstreiter der Taliban seien. Auch Familienmitglieder von tschetschenischen Talibananhängern seien der Gewalt der Eroberer zum Opfer gefallen. 100 Männer wurden festgenommen.

Einige bewaffnete Elemente hätten Büros und Vorratslager der UNO und anderer nichtstaatlicher Hilfsorganisationen in Mazar-i-Sharif geplündert, sagte die UN-Sprecherin Stephanie Bunker.

Die Zwischenfälle haben sich ereignet, nachdem die Truppen von General Abdul Rashid Dostum die Stadt eingenommen hatten. Lindsey Davies, Funktionärin für das Programm der Welternährungsorganisation, berichtete von Überfällen auf Lager ihrer Organisation. Die Lage sei unsicher, ständig gebe es Plünderungen, Entführungen und es komme zu Straßenkämpfen.

Die UN-Kinderhilfsorganisation UNICEF berichtet, dass ein Konvoi von 10 Lastwagen mit 200 Tonnen Hilfsgütern verschwunden sei. Die UNICEF-Büros wurden geplündert und Möbel und Kommunikationseinrichtungen gestohlen. Vor ihrem Abzug aus der Stadt hätten die Taliban alle Fahrzeuge beschlagnahmt und mitgenommen, sagte UNICEF-Sprecher Chulho Hyun.