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60.000 Jahre Vergangenheit

Von Christa Karas

Wissen

Bahnbrechendes Forschungsprojekt der Anthropologie. | Wer wanderte wann und warum wohin? | "In einer zukunftsversessenen Welt ist es wichtig, einen Schnappschuss unserer Vergangenheit zu erfassen, bevor sie verloren ist", sagt Dr. Spencer Wells. Wells ist Anthropologe und Leiter des Genographic Projects, das der US-Wissenschaftsverlag National Geographic und der Computerhersteller IBM gegründet haben. Das größte Projekt zur Erforschung der Menschheitsgeschichte über einen Zeitraum von 60.000 Jahren.


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In den kommenden fünf Jahren wollen die Forscher dafür 100.000 Gen-Proben von Menschen aus aller Welt sammeln und auswerten. Von Interesse sind dabei vor allem das nur von Männern vererbte Y-Chromosom sowie die Mitochondrien-DNA, die nur über die weibliche Linie weiter gegeben wird. Diese Erbanlagen enthalten u. a. Gen-Abschnitte, die im Verlauf der Menschheitsgeschichte nur selten mutiert und dadurch bei weiten Bevölkerungsgruppen in unterschiedlichen geografischen Regionen jeweils identisch sind.

Genetische Verwandte

Durch die Analyse dieser genetischen Marker können die Wissenschafter herausfinden, wie unterschiedlich oder gleich Menschen in den verschiedensten Regionen der Erde sind. Denn je ähnlicher die Gen-Marker sind, desto näher sind sich deren Träger im Gen-Stammbaum bzw. desto kürzer zurück liegend die Zeit, zu der ihre Vorfahren an einem gemeinsamen Ort gelebt haben müssen. Auf diese Weise können Wanderungsbewegungen rekonstruiert werden - eventuell sogar bis nach Afrika, wo die Mehrzahl der Anthropologen den Ursprung der Menschheit vor 200.000 Jahren vermutet, ehe der Homo sapiens vor rund 60.000 Jahren auf andere Kontinente auswanderte.

In jüngster Vergangenheit haben Wissenschafter mit Hilfe der Gen-Forschung einzelne Wanderungsbewegungen bereits in groben Zügen nachgezeichnet. Das Genographic Project will aber weit darüber hinaus gehen. Mit interdisziplinären Methoden soll nicht nur erforscht werden, wer zu welchem Zeitpunkt wohin wanderte, sondern auch warum: Klimatische und geologische Veränderungen etwa können dazu im Kontext stehen und verglichen werden.

Ebenso interessant ist für die Wissenschafter aber auch die genetische Spurensuche der jüngeren Zeit: Haben etwa Alexander der Große und seine Armeen solche nachweisbaren Spuren hinterlassen? - Mit großer Wahrscheinlichkeit, konnte dies doch bereits von Spencer Wells im Fall von Dschingis Khan nachgewiesen werden, der Nachfahren in den USA hat.

Gemeinnütziges Werk

In diesem Zusammenhang soll auch untersucht werden, in welcher Weise der Kolonialismus die genetischen Muster der verschiedenen Kontinente verändert hat. Deshalb sind genetische Proben von Angehörigen der eingeborenen Bevölkerung besonders wichtig für das Projekt, das auch dazu beitragen möchte, deren genetische und kulturelle Identität zu schützen.

Das Genographic Project ist gemeinnützig, seine Resultate sollen per Datenbank öffentlich zugänglich gemacht werden und Genetikern, Anthropologen und Historikern Arbeitsgrundlagen liefern. Es wird von der Waitt Family Foundation unterstützt und erhält keine Mittel von Regierungen oder der Pharmaindustrie. Für Wells ist es so bedeutend wie der Mondflug.

Jeder Mensch, der seine Herkunft bestimmen lassen will, kann sich daran beteiligen. Gegen eine Gebühr von 99.95 Dollar plus Steuern und Versandkosten erhalten Interessenten ein DNA-Testpaket mit zwei Kratzern zur Speichelprobenentnahme, zwei Objektträgern, ausführlichen Informationen und eine DVD.

Zweckgebunden

Medizinisch relevante DNA-Abschnitte werden nicht untersucht. Die Speicherung der Informationen ist anonym und kann nur über den zugeteilten Nummerncode abgefragt werden. Die Daten sind gesichert und dienen ausschließlich den genannten Zwecken des Genographic Projects.

Infos:

- www.nationalgeographic.de

- www.silicon.de