Strabag will Universale und Hazet aus der Konkursmasse kaufen.
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Wien. Nach dem Scheitern einer Auffanglösung stehen die Baustellen der insolventen Alpine seit Tagen still. Masseverwalter Stephan Riel war zuletzt rund um die Uhr damit beschäftigt, möglichst viele anderen Baufirmen zu übergeben, um sie so wieder "ins Laufen zu bringen". Noch heute, Freitag, will er ein klares Bild darüber haben, welche Baustellen nächste Woche wieder in Betrieb gehen können. So hieß es am Donnerstag beim Kreditschutzverband 1870 (KSV), der im Alpine-Gläubigerausschuss vertreten ist.
Die Aufteilung jener Baustellen, die in der Luft hängen, ist jedenfalls in der Zielgeraden. Von gut einer Handvoll Baufirmen liegen Angebote vor, wobei im Fall eines Zuschlags Geld in Form einer Ablöse fließt.
"Der Insolvenzverwalter ist zuversichtlich, rund 900 Baustellen reaktivieren zu können", berichtet KSV-Experte Hans-Georg Kantner im Gespräch mit der "Wiener Zeitung". Somit zeichnet sich ab, dass das Gros der Baustellen weitergeführt und deshalb auch ein Großteil jener rund 4900 Alpine-Mitarbeiter, die von der Pleite unmittelbar betroffen sind, weiterbeschäftigt werden kann.
Zwischenstand: Vorerst sind
1800 Arbeitsplätze gerettet
Am Donnerstag war beim Gläubigerschutzverband Creditreform zunächst von rund 1800 geretteten Jobs die Rede. Diese Zahl sollte allerdings noch deutlich steigen. Im besten Fall könnten es am Ende sogar bis zu 4000 sein, wie es bei den Kreditschützern heißt.
Alles in allem gibt es in Österreich ungefähr 1400 Alpine-Baustellen. Etwa 1000 davon standen zuletzt de facto still, weil unter anderem Zulieferer ihre Aktivitäten eingestellt und Leasingfirmen ihre Baumaschinen abgeholt hatten. Im Gegensatz dazu gab es bei den übrigen rund 400 Baustellen so gut wie keine Probleme. Denn dort war die Alpine jeweils in Arbeitsgemeinschaften mit anderen Bauunternehmen tätig. Ihren Platz haben die Partner aus dem jeweiligen Konsortium eingenommen - und zwar im Rahmen einer Solidarhaftung für die vertraglich zugesicherte Gesamtbauleistung.
Dass schon einmal rund 1800 Alpine-Mitarbeiter aufatmen können, haben sie regionalen Lösungen in den Bundesländern zu verdanken, an denen sich die Baufirmen Habau, Swietelsky und Hinteregger beteiligen.
Strabag nun doch am Kauf
von Filetstücken interessiert
Dem Vernehmen nach übernimmt die oberösterreichische Habau von der Alpine nicht nur den Straßenbau Ost, sondern auch den Straßen- und Hochbau Oberösterreich mit zirka 820 Mitarbeitern. Swietelsky, ansässig in Linz, springt wiederum bei Baustellen in Kärnten, Teilen Salzburgs und Oberösterreichs sowie im Bereich Hochbau Ost ein und wird rund 500 Alpine-Mitarbeiter weiterbeschäftigen. Hinteregger aus Salzburg schließlich steigt bei Baustellen in der Steiermark ein und fängt dort ungefähr 480 Mitarbeiter auf.
Dass auch Strabag und Porr ein größeres Paket an Alpine-Baustellen übernehmen, gilt in der Branche als sehr wahrscheinlich. Beide Baukonzerne haben auch Interesse an Alpine-Tochterfirmen im In- und Ausland bekundet.
So will die Strabag etwa die Hazet, die Universale und die ARB Holding aus der Konkursmasse kaufen. Österreichs größter Baukonzern sieht sich "in der Lage, sehr kurzfristig konkrete Angebote zu legen", wie er am Mittwochabend wissen ließ. Ein plötzlicher Sinneswandel: Denn zuvor hatte die Strabag wiederholt erklärt, als Marktführer in der hiesigen Baubranche ohnehin bereits gut aufgestellt und deshalb an Einzelfirmen der Alpine nicht interessiert zu sein.
Die Porr, die nach Liquidierung der Alpine künftig wieder Branchenzweiter im Inland sein wird, ist ebenfalls bereit, bei "gewissen Beteiligungen ganz gezielt mitzubieten", wie ihr Chef, Karl-Heinz Strauss, der Austria Presse Agentur am Donnerstag sagte. Konkret will der Wiener Baukonzern vor allem den Tunnelbauer Alpine Bemo mit knapp 250 Beschäftigten sowie Mischanlagen, Betonwerke und Schotterwerke übernehmen. Indes ist die Hazet laut Strauss "kein Thema mehr für uns".
Alpine-Konzernholding
ist jetzt ebenfalls pleite
Wie berichtet, sind etliche Alpine-Gesellschaften, die an der Alpine Bau hängen, nicht Teil der Insolvenz. Dazu zählen beispielsweise die oben genannten Firmen Universale, Hazet, Alpine Bemo und ARB Holding sowie der Tiefbauspezialist GPS, die Erfurth Spezialbau, die Klöcher Bau und die Ökotechna Entsorgungs- und Umwelttechnik. Diese Firmen gelten als gesund, sie beschäftigen hierzulande rund 2600 Menschen.
Wie erwartet muss nach der Insolvenz der Alpine Bau nun auch die Alpine Holding zum Konkursgericht pilgern. Der Insolvenzantrag soll heute, Freitag, beim Handelsgericht Wien gestellt werden, wie ein Sprecher des Alpine-Konzerns am Donnerstag ankündigte. Die Alpine Holding hatte sich zwischen 2010 und 2012 über drei Unternehmensanleihen in Summe 290 Millionen Euro geholt. Diese Bonds wurden vorige Woche vom Handel ausgesetzt. Da sie nachrangig gestellt sind, droht den Investoren ein Totalverlust.