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A-Tec-Debakel bedroht viele Jobs

Von Kid Möchel

Wirtschaft

Kovats ist nur noch als "unentgeltlicher Frühstücksdirektor" bei A-Tec an Bord.


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Wien. Der gescheiterte Selfmade-Industrielle Mirko Kovats trat am späten Montagvormittag, sekundiert von seinen Vorstandskollegen Christian Schmidt und Franz Fehringer, vorerst zum letzten Mal als A-Tec-Boss vor den Vorhang. Wenige Stunden zuvor hatte A-Tec-Treuhänder Mathias Schmidt, der den Konzern jetzt abverkaufen muss, in der A-Tec-Zentrale in der Wiener Wächtergasse die Vorstandsverträge, darunter Dienstverträge und Consultingverträge, angefordert. Zugleich hat er die Gehaltszahlungen eingestellt. Kovats & Co sind nur noch "unentgeltliche Frühstücksdirektoren", wie Insider ätzen, die möglicherweise den einen oder anderen neuen Interessenten zum Treuhänder lotsen.

"Der Verwertungsprozess ist allein in meiner Hand", sagt Mathias Schmidt zur "Wiener Zeitung". Kovats & Co spielen beim Abverkauf keine Rolle mehr.

Die Fehler der anderen

"Wir werden den Treuhänder bestmöglich unterstützen, die guten Unternehmensteile werden jetzt verscherbelt, sei es an den Ostblock", sagte Kovats in dieser Abschiedspressekonferenz. Alle, die Anleger, die Anleihengläubiger, die verbliebenen 5000 A-Tec-Mitarbeiter und er selbst seien jetzt Verlierer, wenn irgendein Finanzinvestor "aus dem Ostblock" oder Asien "die Technologie aus Österreich absaugt". Laut Kovats hätten diese kein Interesse am Standort Österreich. Mit "Ostblock" meint Kovats den tschechisch-slowakischen Interessenten Penta, den er gebetsmühlenartig schlechtredet. Kovats wollte Penta als Käufer nicht. Mit wem er sich ins Bett lege, bestimme er, sagte Kovats am Montag. Dadurch blieb aber das Bett leer. Und überhaupt: Penta und Anlegervertreter Wilhelm Rasinger seien schuld, dass die Sanierung geplatzt sei. Der unterlegene Mitbieter Penta "aus dem Ostblock" habe mit seiner Unterlassungsklage gegen den Verkauf an das selbst gezimmerte Käuferkonsortium "Contor" den Deal zum Scheitern gebracht, weil durch die Klage Käufer verschreckt wurden. Auch Rasinger habe mit seinen unfreundlichen Wortmeldungen zum Niedergang beigetragen.

Vernichtung von Jobs

Indes malte der "Vollblutunternehmer" Kovats seine Untergangsstimmungslage weiter aus. Zwar seien alle drei Töchter, die ATB Austria Antriebstechnik, die Montanwerke Brixlegg und der Maschinenbauer Emco wieder profitabel, doch er prophezeit im Zuge der Verwertung eine Vernichtung von Arbeitsplätzen "in vierstelliger Höhe". Zur Erinnerung: A-Tec hatte vor der Insolvenz im Vorjahr rund 12.000 Mitarbeiter, nach den ersten Abverkäufen blieben noch 5000 Jobs übrig, davon 2000 in Österreich. So gehe Brixlegg wegen des volatilen Kupferpreises "harten Zeiten" entgegen und auch die ATB im steirischen Spielberg müsse sich mit raueren wirtschaftlichen Rahmenbedingungen herumschlagen.

Privat fast pleite

"Es wird eine harte Zeit", sagte der frühere Business-Jet-Flieger Kovats über seine private Haushaltslage und trat so Gerüchten seines großen Reichtums entgegen. "Ich bin mittellos, privat fast überschuldet. Ich werde aber vermeiden, dass ich in Privatkonkurs gehe." Nachsatz: "Mein wesentlicher Vermögensteil war A-Tec, es bleiben noch Schulden und ein geleastes Haus." Auch mit den finanzierenden Banken ging Kovats hart ins Gericht.

Ein Verzweiflungsakt

Bei diesen hatte er schon lange keine guten Karten mehr. Denn in Bankenkreisen war man der Meinung, Kovats habe sie erst sehr spät über die Schieflage des A-Tec-Konzerns informiert. "Es ist unverständlich, was da abgegangen ist. Dieselben Banken, die unsere Anleihen vertrieben haben, haben uns hängen lassen", wetterte Kovats. Dabei sollte eine Bank, die Raiffeisen-Landesbank (RLB) Oberösterreich, in der letzten Sekunden als Retter gewonnen werden. Am vergangenen Donnerstag um 19.52 Uhr, einen Tag vor der Zahlungsdeadline, ging beim Chefjuristen der RLB OÖ ein Mail von A-Tec-Aufsichtsratschef Freimut Dobretsberger und den Vorständen Christian Schmidt und Franz Fehringer ein, in dem die RLB ersucht wurde, eine Überbrückungsfinanzierung in Höhe von 140 Millionen Euro zu gewähren. Diese hätte am nächsten Tag an den Treuhänder ausbezahlt werden müssen, heißt es dazu von der RLB OÖ. "Aus rechtlichen Gründen haben wir das abgelehnt."