Bei AE&E reicht Liquidität nur noch für diese Woche. | Gespräche mit Investoren laufen auf Hochtouren. | Wien. Ist der südkoreanische Mischkonzern Doosan der Retter in der Not? Doosan nimmt jedenfalls bereits Einblick in die Bücher der Austrian Energy & Environment (AE&E), die ohne kurzfristige Geldzufuhr so wie ihre Mutter A-Tec in die Pleite schlittern würde. Ob die Südkoreaner bereit wären, die unmittelbar nötigen 15 Millionen vorzustrecken (ein wichtiger Punkt), war am Mittwoch aber unklar.
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Die AE&E, das größte Filetstück der A-Tec und in der Gruppe für Anlagenbau zuständig, würde gut in das Portfolio von Doosan passen. Der asiatische Großkonzern ist nämlich unter anderem ebenfalls im Anlagenbau tätig. Im A-Tec-Gläubigerausschuss gilt Doosan vor allem deshalb als "Wunschkandidat", weil die Südkoreaner die Austrian Energy nicht zerschlagen, sondern weiterführen würden. Wodurch für die A-Tec-Gläubiger am Ende mehr Geld herausschauen könnte.
Kampf gegen die Zeit
Der Haken bei Doosan: Das Unternehmen will nicht die Katze im Sack kaufen und klopft jetzt die AE&E in einer vertieften Prüfung ihres Betriebes genau ab. "Damit rennt uns aber die Zeit davon, sonst wäre das viel einfacher", so ein A-Tec-Gläubigervertreter zur "Wiener Zeitung". Für diese Woche reiche die Liquidität bei der AE&E noch aus, dann aber dürfte Schluss sein, heißt es. Ohne frisches Geld kann die A-Tec-Tochter ihr laufendes Geschäft nicht mehr finanzieren.
Weil die Zeit so drängt, wird derzeit mit allen Kaufinteressenten, die sich ins Spiel gebracht haben, gesondert verhandelt. "Mehrere Verhandlungsteams sind am Werken", so ein Insider. Weiterverhandelt wird auch mit der Mass Financial Corporation (MFC) aus Hongkong, die zunächst - noch vor Doosan - als aussichtsreichster Kandidat für einen Einstieg gehandelt worden war. Bisher hat es sich allerdings an einer Vertragsklausel gespießt, wonach die Chinesen für den Fall eines Weiterverkaufs der AE&E binnen sechs Monaten 75 Prozent des Gewinns an die Gläubiger zahlen müssten.
Neu im Kreis der Interessenten ist unterdessen der Hedgefonds Triton, der aber ähnlich wie MFC nur an einer gewinnbringenden Zerschlagung der AE&E interessiert sein dürfte. Triton war zuletzt auch beim deutschen Karstadt-Konzern auf den Plan getreten.
Kovats-Partner im Spiel
Interesse für die AE&E, die laut einem Deloitte-Gutachten immerhin einen Firmenwert von rund 900 Millionen Euro haben soll, hat inzwischen auch eine Investorengruppe aus Österreich bekundet. Diese besteht laut "WirtschaftsBlatt" aus der Christof-Group, einem steirischen Anlagenbauer, und Ronny Pecik, dem Ex-Partner von A-Tec-Eigentümer Mirko Kovats. Ihrem Engagement werden aber kaum Chancen eingeräumt.
Mit dem Grazer Anlagenbauer Andritz dürfte indes nicht mehr verhandelt werden. Das börsenotierte Unternehmen war lediglich an Einzelteilen der AE&E interessiert, eine Totalübernahme wäre seinem Chef Wolfgang Leitner zu riskant gewesen.
Angesichts der A-Tec-Misere und unabhängig von der AE&E zeigen Investoren mittlerweile auch an anderen Sparten der A-Tec Interesse: an der Emco (Werkzeugmaschinenbau) und an den Montanwerken Brixlegg (Kupferhütte). Beide Firmen schreiben Gewinne und gelten anders als die AE&E nicht als Problemfälle. Derzeit gebe es aber keine Pläne, auch sie zu verkaufen, heißt es aus dem Ausschuss der A-Tec-Gläubiger.