Gläubigerkreise: "Alles vorbereitet." | AE&E kann ohne Liquidität Betrieb nicht weiterführen. | Wien. Paukenschlag im Insolvenzverfahren um A-Tec: Nun bleibt auch dem Anlagenbauer Austrian Energy & Environment (AE&E), der größten Tochter von Mirko Kovats börsenotierter Konzern-Holding, nur noch der Weg zum Insolvenzgericht. Die Gespräche über die Hereinnahme eines rettenden Investors - in buchstäblich letzter Minute - haben auch am Montag nicht das erhoffte Ergebnis gebracht.
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Nachdem die Banken den Geldhahn schon vor Wochen zugedreht haben, hängt die AE&E finanziell mittlerweile endgültig in der Luft. Die Krisentochter der A-Tec hat keine Liquidität mehr, um den Betrieb weiterführen zu können. "Das Management der AE&E wird am Dienstag Insolvenz beantragen", hieß es aus dem Umfeld der Gläubiger gegenüber der "Wiener Zeitung". "Die entsprechenden Unterlagen sind alle schon vorbereitet."
Kein Offert von Doosan
Am Montag um 9 Uhr ist die von Kovats gesetzte Frist für Angebote, die die gesamte AE&E erfassen sollten, ergebnislos verstrichen. Das Schicksal der A-Tec-Sparte - sie kam 2009 auf 1,8 Milliarden Euro Umsatz und hatte zuletzt weltweit rund 5200 Mitarbeiter - war damit besiegelt.
Kein Angebot langte vom südkoreanischen Mischkonzern Doosan ein. Die Asiaten, die selbst im Anlagenbau tätig sind, hatten als letzter Strohhalm für eine Rettung gegolten. In Gläubigerkreisen war Doosan als Wunschkandidat für einen Einstieg gehandelt worden.
Das Problem, an dem ein kurzfristiger Deal nun gescheitert ist: Doosan wollte die mit angeblich 1,5 Milliarden Euro hoch verschuldete AE&E "nicht im Blindflug kaufen", wie es ein Insider formuliert. Eine sogenannte Due Diligence, eine vertiefte Prüfung des Unternehmens, hätte deshalb Aufschluss geben sollen, ob es "Leichen im Keller" gibt und sich ein Einstieg überhaupt rentiert. Dafür dürfte Doosan die Zeit dann doch zu kurz gewesen sein.
Zu anderen Interessenten hieß es am Montag aus informierten Kreisen, dass sie anders als Doosan nur an Filetstücken der AE&E interessiert waren (u. a. an dem Schweizer Firmen-Part Von Roll Inova). Bei diesen Interessenten hat es sich nach Informationen der "Wiener Zeitung" um den österreichischen Investor und Immobilienunternehmer Georg Stumpf, um eine von der Schweizer AE&E-Gläubigerbank UBS ins Spiel gebrachte Partnerfirma und - überraschenderweise doch - um den steirischen Anlagenbauer Andritz gehandelt.
Haftungen schlagend
Meldet die AE&E am Dienstag wie erwartet Insolvenz an, werden bei ihrer bereits insolventen Mutter A-Tec weitere 80 bis 100 Millionen Euro durch Haftungen schlagend. AE&E-Interessenten - auch bisherige könnten wieder vorstellig werden - kämen dann deutlich günstiger zum Zug. Die Hongkong-Firma Mass, die als einer der zunächst favorisierten Interessenten vor dem Wochenende abgesprungen war, könnte ebenfalls wieder mitmischen.
Ungeachtet dessen dürfte sich der Schaden durch die A-Tec-Pleite mit einer Insolvenz der Austrian Energy massiv vergrößern. Mit Passiva jenseits der Milliardengrenze würden dem Vernehmen nach die Dimensionen der Konsum-Pleite von 1995 erreicht. Der Konsum war mit Verbindlichkeiten von 1,9 Milliarden Euro der bisher größte Insolvenzfall in Österreich.