Kein Zeithorizont über die Dauer der vertragslosen Zeit. | Neues Finanzierungsmodell soll überlegt werden. | Wien. Sozialversicherung der gewerblichen Wirtschaft (SVA) und Ärztekammer konnten am Dienstag auch auf höchster Ebene - verhandelt haben auch Wirtschaftskammerpräsident Christoph Leitl und Ärztekammerpräsident Walter Dorner - keine Lösung für eine Leistungsabgeltung der Ärzte finden. Ab 1. Juni gilt daher für die Versicherten der SVA der vertragslose Zustand. Ein neuer Termin wurde nicht vereinbart, der vertragslose Zustand kann sich daher über mehrere Monate, aber auch länger ziehen.
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Das bedeutet, dass die Versicherten beim Arzt bezahlen müssen und die Honorare bei der SVA einreichen können. Sie bekommen aber nur bis zu 80 Prozent jenes Tarifs zurück, den die SVA an die Ärzte bezahlt hätte. Die Ärztekammer kündigte vorsorglich eine 20-prozentige Preiserhöhung an.
Die SVA habe bereits an alle 8000 Vertragsärzte ein Angebot gestellt, dass diese weiter über die E-Card abrechnen und dafür eine Leistungserhöhung um vier Prozent lukrieren, sagt SVA-Obmann Martin Gleitsmann. Er hofft, dass möglichst viele Ärzte dieses Angebot annehmen. Ansonsten rät er den Versicherten, Alternativen wie Wahlärzte, Spitalsambulanzen oder Einrichtungen der Sozialversicherung - etwa auch jene der Gebietskrankenkasse - zu nützen.
"Dieser Zustand freut uns nicht. Wir würden uns lieber mit konstruktiven Dingen beschäftigen", sagte Gleitsmann zur "Wiener Zeitung". Daher habe man der Ärztekammer noch am Dienstag ein neues Angebot unterbreitet: Der Gesamtvertrag solle noch einige Monate weiterlaufen. In der Zwischenzeit will man mit der Kammer über eine neue Form der Leitungsabgeltung verhandeln. "Ziel ist, dass der Gesamtvertrag fällt", sagt Gleitsmann. Es gebe mehrere Möglichkeiten: Man könnte ein Haus- oder Vertrauensarztmodell nehmen, in dem der Arzt als Wegweiser agiert. Man könnte auch auf eine qualitätsbezogene Honorierung umsteigen - eingebunden in ein neues Vorsorgeregime. Derzeit verdient der Arzt an der Menge der Patienten. Für diesen Umstieg brauche es aber Zeit, sagte Gleitsmann. Die SVA werde diese Diskussion auf jeden Fall führen, auch wenn andere Kassen da noch nicht mitziehen.
Die Ärztekammer will sich die Vorschläge jedenfalls genau ansehen. Dorner geht sogar davon aus, dass das neue System schon bis Ende September fertig ist. Dieses soll dann für alle Beteiligten eine Win-Win-Situation bringen.