Post rüstet sich für Zeit nach Trennung von Bawag, Verteilzentrum wird nun in Hagenbrunn gebaut.
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Wien. "Wer zur Bawag PSK geht, geht jetzt zur Post" heißt es in einem Werbeslogan aus dem Jahr 2012, den die Bawag auch heute noch verwendet und der die Kunden auf die Vorteile der Kooperation beider Unternehmen im Hinblick auf das Angebot von Bank- und Postdienstleistungen unter einem Dach hinweisen soll. Informierte Kunden wissen jedoch bereits seit längerem, dass diese "Ehe" gescheitert ist und die beiden Partner sich Ende 2020 trennen werden. Ein Hauptstreitpunkt war und ist die Höhe der Provisionen, die von der Bawag für die Nutzung der Postfilialen zu zahlen waren und sind.
Nichtsdestotrotz heißt es für die Post jetzt, nach vorne zu blicken. Der teilstaatliche Konzern stellt sich nach der fixierten Trennung von der Bawag neu auf und sucht derzeit - auch über Inserate in der "Wiener Zeitung" - nach neuen Geschäftslokalen für eigene Standorte. Seit die Bawag die Post am 9. November über die Vertragskündigung informiert hat, ist klar, dass die Kooperation nach der gesetzlich vorgeschriebenen Übergangszeit von drei Jahren endet. Einzig, wenn sich beide Parteien auf eine frühere Beendigung einigen sollten, kommt die Trennung vorher, hieß es seitens der seit Ende Oktober börsennotierten Bawag Group.
Post will weiterhinBankdienstleistungen anbieten
Die Post will jedenfalls auch in Zukunft Finanzdienstleistungen anbieten. "Egal, mit welchem Partner", sagt ein Post-Sprecher. "Wir sind in intensiven Gesprächen und evaluieren den nationalen und internationalen Markt." Dass nur ein Bankdienstleistungspartner aus dem Ausland für die Post in Frage käme, will der Sprecher so dezidiert nicht beantworten. Konkrete Namen möglicher internationaler Partner möchte die Post nicht nennen. In Medien wurden zuletzt Namen wie Santander, deutsche Postbank oder Commerzbank kolportiert. Und was sagt der Noch-Ehepartner Bawag dazu? Auf Anfrage der "Wiener Zeitung" hieß es dort, dass man sich zu dieser Thematik aktuell nicht äußern wolle.
Derzeit betreiben Post und Bawag gemeinsam 433 Filialen in Österreich. 74 davon stammen von der Bawag selbst, die restlichen 359 von der Post. Auch rund 300 der 1000 Filialmitarbeiter sind eigentlich bei der Post angestellt. Dafür verlangt der gelbe Riese jedoch kontinuierlich Provisionen. 2016 etwa stellte die Post der Bawag 57 Millionen Euro für die Miete von Filialen, für die Mitarbeiter und für Tätigkeiten wie Bargeldein- und -auszahlungen, die von der Post für die Bawag übernommen wurden, in Rechnung - zu viel, wie dem Prospekt zum Bawag-Börsengang vom vergangenen Herbst zu entnehmen ist.
Rosenkrieg undSchiedsverfahren
So wollte die Bawag die Flexibilität haben, die Zahl der Filialen und des Personals an die Anforderungen des Marktes und der Kunden anzupassen, wie es in dem Prospekt heißt. Verhandlungen über eine Vertragsanpassung sollen von der Post aber abgelehnt worden sein. Allerdings dürfte die Scheidung nicht ganz ohne Rosenkrieg vonstattengehen. Denn schon jetzt befinden sich beide Unternehmen in einem Schiedsverfahren, weil die Post von der Bawag auch für die vergangenen Jahre mehr Geld haben will. Laut Prospekt handelt es sich um einen Betrag von 56 Millionen Euro für die Jahre 2013 bis 2016.
Hintergrund ist, dass die Bawag nur die einst in den Verträgen vereinbarte Provision bezahlen will, die Post aber auf dem Standpunkt steht, aufgrund des Postsparkassengesetzes zumindest die eigenen Kosten und eine angemessene Marge erhalten zu müssen. Laut Bawag-Börsenprospekt könnte dies bei einem Verlust des Schiedsverfahrens im schlimmsten Fall zu zusätzlichen Kosten von 126,5 Millionen Euro führen (weil ja die Jahre von 2017 bis 2020 noch hinzukommen würden).
Indes hat die Post am Dienstag mitgeteilt, dass sie ihr ursprünglich in Langenzersdorf (NÖ) geplantes Verteilzentrum nach Bürgerprotesten nun im nahen Hagenbrunn baut. Spatenstich ist im Frühsommer, im Sommer 2019 soll das Zentrum fertig sein. Es wird auf 70.000 m2 rund 300 Postlern einen Job bieten. Die Baukosten betragen 50 Millionen Euro.