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Ab ins politische "Leo"

Von Reinhard Göweil

Leitartikel
Chefredakteur Reinhard Göweil.

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Ein modernes Lehrerdienstrecht soll es endlich geben. In der Sache wäre dies dem Bildungssystem überaus zuträglich, politisch wäre es ein schöner Erfolg für die SP/VP-Regierungskoalition, die sich - wie Politbeobachter derzeit glauben - genauso der Wiederwahl stellt. In der Tat ist eine Einigung für beide Parteien vorteilhaft. Der Kanzler - und damit die SPÖ - kann die Erledigung eines leidigen Themas in die Waagschale werfen. Und die ÖVP wäre ihr Betonierer-Image in der Bildungspolitik los.

Im Juni hatten die Regierungsparteien die neue Lehrerausbildung beschlossen, damit sollen künftig Pädagogische Hochschulen (Pflichtschule) und Universitäten (AHS) zu gleichen Standards verpflichtet werden.

Das war ein guter Ansatz, denn nur eine qualitativ hochwertige Ausbildung wird am Ende auch jene Lehrer produzieren, die sich Schüler auch verdienen. Das im Bildungsbereich erfolgreiche Finnland ging einen noch radikaleren Weg: Ein striktes Aufnahmeverfahren soll dafür sorgen, dass nur wirklich Engagierte auch in den Lehrerberuf kommen. Daneben stellten die Finnen ihr Bildungssystem ins "politische Leo": Egal, welche Partei die Regierung führte, der eingeschlagene Weg wurde weitergeführt. Das ermöglichte den Finnen eine stetige Entwicklung - mit Erfolg.

Und es hatte noch einen zweiten Effekt, der mindestens ebenso wichtig ist. Die "soziale Durchlässigkeit" in der Bildung ist im hohen Norden deutlich besser als etwa in Österreich.

Das alles kann passieren, wenn Bildungspolitik nicht mehr durch eine ideologische Brille gesehen wird, sondern dem Credo gehorcht, möglichst alle Kinder in mehreren Ausbildungs-Schienen so gut wie möglich auf das Leben vorzubereiten.

Davon konnte in Österreich in den vergangenen Jahren nicht die Rede sein. Es ist - an Jahren - alten Menschen wie Hannes Androsch zu verdanken, die mit dem Bildungsvolksbegehren zementierte Positionen aufgebrochen haben. Am Ende werden auch die gewerkschaftlichen Vertreter der AHS-Lehrer froh sein, den Weg freigegeben zu haben. Denn für engagierte Lehrerinnen und Lehrer wird es nicht von Relevanz sein, ob sie 22, 24 oder 26 Stunden pro Woche unterrichten. Es wird darum gehen, die Kinder und Jugendlichen ihrer Klassen Spaß am Lernen zu geben. Griesgrämig war die heimische Bildungspolitik lange genug.