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Ab Mai Pfandsystem beim Fassbier

Von Franz Steinbauer

Wirtschaft
Die Wirte müssen Einsatz zahlen - das schmeckt ihnen nicht. Foto: Steinbauer

Bierfässer landen bei Schrotthändlern. | Wirte sind nicht erfreut über Pfand. | Bierpreis im Lokal könnte steigen. | Wien. Künftig gibt es beim Bier nicht nur im Geschäft, sondern auch in Gaststätten ein Pfand. Der Konsument wird es am Bierpreis merken. Der Verband der Brauereien Österreichs teilte am Dienstag in einer Pressekonferenz mit, dass es beim Fassbier ab Mai 2006 ein Pfandsystem geben wird. Pro Fass werden dann bei den Gastwirten 30 Euro Pfand eingehoben.


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Begründet wird die Maßnahme damit, dass in den vergangenen Jahren immer weniger Fässer zurückgegeben worden sind. Denn laut Johann Brunner vom Verband der Brauereien Österreichs werden Tausende Bierfässer entweder für andere Zwecke verwendet oder an Schrotthändler verkauft.

Die Behälter, die im Eigentum der Brauereien stehen, würden in Gastronomiebetrieben oft für die Lagerung anderer Getränke - zum Beispiel für Wein - verwendet. Die Fässer würden auch als Wassertanks oder Reservekanister für Treibstoff zweckentfremdet.

Gestiegener Stahlpreis löst Schwund aus

"Der Stahlpreis hat sich in letzter Zeit enorm entwickelt, daher landen die Fässer immer öfter bei Schrotthändlern", sagt Brunner. Bei den Schrotthändlern will man davon aber nichts wissen. Laut Brigitte Kranner von der Firma Kranner im 20. Wiener Gemeindebezirk handelt es sich dabei um ganz wenige Einzelfälle, wenn Brauereien beschädigte Fässer verkaufen. Von Privatpersonen kaufe man keine Fässer, da diese den Brauereien gehörten.

Die Recyclingabteilung der Voestalpine am Standort Wien Simmering bestätigt, dass Bierfässer grundsätzlich nicht angenommen werden dürfen.

Gastronomie ärgert sich über unnötiges Pfand

Die Gastronomie sieht die Sache anders als die Brauereien. Die Fachgruppe Gastronomie in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) meint, dass es nicht gerechtfertigt ist, wenn die Gastwirte nun gezwungen würden, das Leergut von den Brauereien zu kaufen. "Die großen Brauereien wollen Kosten auf die Kleinen abwälzen", hieß von der Fachgruppe zur "Wiener Zeitung". Wilhelm Turecek, stellvertretender Obmann der Sparte Tourismus und Freizeitwirtschaft in der WKÖ, sieht das ähnlich und spricht von "einer starken Belastung", die auf die Wirten zukomme. Er könne sich nicht vorstellen, dass eine nennenswerte Anzahl von Fässern verschrottet oder für andere Zwecke verwendet wird. Ein Wirt mit zehn Fässern - bei 30 Euro Pfand pro Fass - würde ab Mai auf 300 Euro "totem Kapital" sitzen, kritisiert Turecek. Dass der Bierpreis in den Lokalen durch das Fasspfand steigt, könne zumindest nicht ausgeschlossen werden. "Jeder Wirt muss das für sich entscheiden", sagt Turecek.

Bierverbrauch 2005

Im vergangenen Jahr konsumierten die Österreicher pro Kopf rund 109 Liter Bier und liegen damit weltweit an dritter Stelle nach Tschechien und Deutschland. Flaschenbier war bei den Konsumenten am beliebtesten (51 Prozent Marktanteil). Fassbier hatte einen Anteil von rund 29 Prozent.