Kapitallücke bei 500 Millionen Euro. | Einmal-Bewertungseffekt bringt Kärntner Bank 2011 Konzerngewinn.
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Wien.Bevor die notverstaatlichte Kärntner Hypo Alpe Adria erneut auf Käufersuche für einzelne ihrer Tochterbanken geht, wird diesen allfälliger wirtschaftlicher Ballast abgenommen, der Interessenten abschrecken könnte. Dass man eine getrennte "Bad Bank" einrichtet, hat man bei der Hypo zwar immer zurückgewiesen. Wie der am Dienstag veröffentlichte Jahresbericht 2011 zeigt, werden jedoch unter dem eigenen Konzerndach separate Abwicklungseinheiten eingerichtet. Der gesamte Abbauteil weist eine Bilanzsumme von 10 Milliarden Euro auf.
Bei den Tochterbanken in Österreich und Italien soll es im Rahmen der Portfoliobereinigung heuer sogar zu Umgründungen kommen. Entsprechende Spaltungen seien vorbereitet und bei der Italien-Tochter mit Jahresbeginn 2012 auch bereits vollzogen worden, heißt es im Bericht des Aufsichtsrats. Außerdem sei für die Töchter in Südosteuropa ein Programm zur Portfoliobereinigung, "das einen Transfer vorwiegend nicht-performanter Portfolien in Abbaugesellschaften vorsieht", entwickelt und teilweise bereits umgesetzt worden. "Damit reagiert die Bank auch auf Erfahrungen aus ersten Marktsondierungen, die zeigen, dass Banken im gegenwärtigen Marktumfeld nur durch Entlastung von Problemportfolien zu veräußern sind", so der Hypo-Aufsichtsrat unter Vorsitz von Johannes Ditz.
Tatsächlich musste ein erster Verkaufsversuch für die Österreich- und die Italien-Tochter im Vorjahr zunächst wieder abgeblasen werden. Hypo-Vorstandschef Gottwald Kranebitter hält diese nun für "verkaufsbereit". Man werde in der jetzigen schwierigen Marktlage jedoch nicht um jeden Preis verkaufen, so der Hypo-Chef am Dienstag bei der Präsentation der Jahresergebnisse. Er rechnet damit, dass sich die Marktsituation im zweiten Halbjahr etwas entspannt.
Verkauf "würde helfen"
Kranebitter beziffert die Buchwerte der Banktöchter mit insgesamt nicht ganz zwei Milliarden Euro. Ein Verkauf einzelner Tochterbanken sei nicht zwingend notwendig, um die von der Finanzmarktaufsicht per Jahresende 2012 geforderte höhere Eigenkapitalausstattung zu erfüllen, würde jedoch "zweifellos helfen". Die Hypo muss gemäß gültigem Behördenbescheid Ende des Jahres eine Eigenmittelquote von 12,04 Prozent erreichen. Gemessen an der Bilanz zum 31. Dezember 2011 beträgt die Kapitallücke laut Kranebitter rund 500 Millionen Euro.
Der Hypo-Chef hofft jedoch darauf, dass eine neuerliche Behördenüberprüfung in diesem Jahr dazu führt, dass die vorgeschriebene Kapitalquote doch noch reduziert wird. Kranebitter will die Kapitalquote aus eigener Kraft erreichen - etwa durch die stärkere Reduktion des Geschäftes. "Wenn die geplante Risikoreduktion und die weitere Verbesserung des Risikoprofils nicht zur vollständigen Deckung der bescheidmäßig vorgesehenen Kapitalquote ausreichen sollten, könnte sich ein allfälliges Fortbestandsrisiko ergeben", heißt es im Geschäftsbericht. Dies werde jedoch durch den Alleinaktionär, die Republik Österreich, gelindert.
"Unser Ziel ist es, den Steuerzahler nicht neuerlich zu belasten", betont Kranebitter. Im Jahr 2011 habe man das Ziel erreicht, beim Ergebnis "entlang der Nulllinie" abzuschließen. Tatsächlich erzielte die Hypo nach internationalen Konzernbilanzregeln durch einen positiven Einmal-Bewertungseffekt von 126,3 Millionen Euro einen Gewinn von 59,1 Millionen Euro. Nach österreichischen Rechnungslegungsvorschriften, für die dieser Sondereffekt nicht gilt, betrug der Verlust allerdings 164,7 Millionen Euro.
Weniger Risikovorsorgen
Wegen dieses Verlusts zahlt die Hypo auch für das Jahr 2011 keine Dividenden auf ihre gewinnabhängigen Wertpapiere aus. Das gilt nicht zuletzt für das sogenannte Partizipationskapital, das die Republik im Rahmen der Bankhilfe gezeichnet hat. Da die Österreich-Tochter einen Jahresüberschuss aufweist, darf diese Zinszahlungen auf von ihr begebenes sogenanntes Ergänzungskapital wieder aufnehmen.
Das Volumen der Problemkredite ist im Konzern im zweiten Halbjahr 2011 von 9,6 auf 9,3 Milliarden Euro gesunken. Das sind immer noch gut 30 Prozent des Kreditportfolios. Einigermaßen stabilisiert haben sich jedoch die neu zu bildenden bilanziellen Risikovorsorgen mit 230 Millionen Euro - laut Kranebitter eine branchenübliche Größenordnung.