Zum Hauptinhalt springen

Abenteuer im Fauteuil

Von Francesco Campagner

Kommentare

Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 24 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Abenteuerreisen haben Konjunktur, speziell wenn man diese in der warmen Stube bequem in einem Fauteuil sitzend durchführen kann. Es reicht, im Fernsehen fremde Welten zu erleben, und schon ist die natürliche Neugierde gestillt. Am Dienstag bot ORF 2 gleich zwei Sendungen an, die diesen Ansprüchen gerecht wurden.

"Am Schauplatz" ("Die Schlachtenbummler") beleuchtete den Hang zur Uniform. Wenn alte Männer zu jungen Buben mutieren, dann schlüpfen sie mitunter in k. k. Uniformen und spielen Krieg. Zwar ist die Kondition nicht die beste, auch scheinen die Soldaten überverpflegt zu sein, doch schnaufend wird die Austerlitz-Schlacht nachgestellt. Einen solchen Hang zur Skurrilität hätte man eigentlich nur Briten zugetraut, die solche Themen für Fernsehserien ("Mit Schirm, Charme und Melone") genüsslich auszuschlachten pflegen.

Kein Spiel, sondern Alltag ist das Leben in einem Bergbauernhof. Die Wiederholung der Doku "Bergbauernwinter" im Rahmen der Leiste "Nightwatch" zeigte für den Städter eher unerfreuliche Seiten der vermeintlichen Idylle. Etwa die rustikale Nikolofeier, bei der die Perchten die verängstigten Kinder mit Genuss zum Weinen bringen. Dieses leichte Schaudern, das man angesichts solcher Szenen vor dem TV-Gerät empfindet, hinterlässt bei den Zusehern jedenfalls wohl weniger Spuren als bei den Bergbauernkindern. Man schaltet einfach zum nächsten Sender und ist sofort der Perchtenwelt entkommen. Auch TV-Abenteuer haben ihre Grenzen.