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Die erste Frage ist natürlich: Warum braucht man einen eigenen Senioren-Freizeitpark? Es weiß doch jeder, dass man in der Pension keinerlei Freizeit mehr hat. Niemand hat so viel Stress wie Pensionisten. Sagen Pensionisten. Nichtsdestotrotz hat im deutschen Borken nun ein Senioren-Freizeitpark eröffnet. Da gibt es keine Hochschaubahn, nein, nicht einmal ein beschauliches Riesenrad gibt es da. Es ist mehr ein Nostalgiemuseum, manch Reporter schrieb, es handle sich womöglich um die gewaltigste Ansammlung von Trödel, die je zusammengetragen wurde. Es gibt zum Beispiel ein D-Mark-Denkmal und ein Weihnachtscafé, in dem es das ganze Jahr über Saisongebäck gibt. In einer Vitrine ist ein Care-Paket ausgestellt, und es gibt einen Elvis-Imitator. Es gibt auch eine kopierte Terrakotta-Armee. Es gibt dort in Borken so ziemlich alles - außer Indianer, wie der Rezensent der "Welt" festgestellt hat.
Dieses innovative Konzept muss sich nun der Kritik stellen, dass es recht klischeehaft ausgefallen ist. Das ist ein bisschen unfair: Es gibt nachmittags "Tanztee" - das ist so hip, das gibt es in Berlin schon wieder in Szenelokalen. Klischeehaft wäre, wenn man das Konzept nach Österreich transferieren würde mit folgenden Attraktionen: einer Supermarktkassa, an der man ausschließlich mit Cent-Stücken bezahlen kann, und einer Parkbank neben einem einarmigen Banditen, bei dem man Altbrot zum Füttern der Tauben gewinnen kann. Und über dem Eingang zum Wiener Seniorenfreizeitpark stünde dann in Leuchtschrift: "Früher war alles besser." Und über dem Ausgang: "Na, die Jugend von heute..."