Fast 167 Millionen Euro Nettoverlust im ersten Halbjahr. | Sparpaket wird noch "nachjustiert". | Wien. "Es hat aufgehört zu bluten" - der im Vorjahr von der Lufthansa nach Wien gewechselte AUA-Vorstand Andreas Bierwirth sieht Fortschritte, obwohl die schwer kriselnde Austrian Airlines im ersten Halbjahr 2009 noch tiefer in die roten Zahlen geflogen ist. Mit 166,6 Millionen Euro war der Nettoverlust dreieinhalb mal so hoch wie zwischen Jänner und Juni 2008 und fast doppelt so hoch wie im ersten Quartal 2009. Aber, so Bierwirth: Der operative Cash-Flow war erstmals wieder positiv. Ein Ziel, das er auch für das Gesamtjahr 2009 für erreichbar hält, weil die mittlerweile vier Sparprogramme zu greifen beginnen.
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Insgesamt fielen die Zahlen schlechter aus, als von Analysten erwartet. Der 26-prozentige Einbruch der Flugumsätze im - traditionell stärkeren - zweiten Quartal hat sogar die AUA-Vorstände enttäuscht, selbst wenn in der "schwersten Krise der Branche seit Jahrzehnten" auch die Konkurrenz Einbußen meldet.
Zu schaffen macht der AUA vor allem, dass bei insgesamt sinkender Nachfrage besonders die Zahl der Business-Passagiere um fast ein Drittel einbrach. Vor allem deren Ausbleiben und Umsteigen auf die billigere Economy-Class oder die Billigflieger-Konkurrenz ließ den AUA-Konzernumsatz im Halbjahr um fast 22 Prozent auf knapp 935 Millionen sinken.
Grund für den hohen Nettoverlust bis Juni waren neuerliche Flugzeugabschreibungen für mehr als 74 Millionen Euro. Aber auch das erst Mitte des Vorjahres, auf dem Höhepunkt des Kerosinpreisbooms gestartete Treibstoff-Hedging hat Kosten von fast 72 Millionen Euro verursacht. Weil weniger geflogen wurde und Flugbenzin billiger ist als 2008 fiel die Spritrechnung dennoch niedriger aus.
Die Zahl der Mitarbeiter ist im Jahresabstand von 8035 auf knapp 7300 gesunken, in einem Jahr soll sie schließlich nur mehr 6500 betragen. Das ist das Ziel der drei bisherigen und dem nun startenden, "auf nachhaltige Kostensenkung ausgerichteten", vierten Sparpaket, mit dem (auch durch Kurzarbeit und teilweisen Gehaltsverzicht) die Kosten der Airline dauerhaft um die - auch von der zukünftigen Mutter Lufhansa geforderten - 300 Millionen Euro pro Jahr gesenkt werden sollen.
Bei Bedarf kann der Sparstift noch angespitzt, das Paket da und dort auch noch "nachjustiert" werden, sagte Vorstand Peter Malanik; geprüft werde alles. Ein Outsourcing von bisherigen Eigenleistungen - die technische Wartung und das Groundhandling mit zusammen rund 2000 Mitarbeitern - will man aber vermeiden; "billiger" müssen sie aber werden.
Weitere Streckenstreichungen stehen sehr wohl auf dem Programm - zwei bis vier in West- und auch in Osteuropa - keinesfalls aber ein "Kahlschlag", versicherten Malanik und Bierwirth. Die im EU-Auflagenpaket enthaltenen Slot-Abgaben soll erst die EU beim endgültigen Okay des Lufthansa-Deals erläutern.
Besserungsschein wird es eher keinen geben
Spätestens im September wird der Sanierungsfall AUA der Deutschen Lufthansa gehören. Unter den Fittichen des Kranich erhofft man in Wien Zugang zu neuen Kundengruppen weltweit und Synergieeffekte von bis zu 80 Millionen Euro jährlich. Dass der österreichische Staat (ÖIAG) aber - via im Dezember vereinbarten Besserungsscheins - zu einer Nachzahlung auf den symbolischen Preis für sein 41,6-Prozent-Paket - ein Cent je Aktie - kommt, wird dennoch immer unwahrscheinlicher. "Damals hat keiner mit der tiefen Luftfahrtkrise gerechnet".
Die Liquidität wurde zum Stichtag 30. Juni 2009 mit 180 Millionen Euro Euro beziffert. Das reiche bis übers Jahresende hinaus, wurde bekräftigt. Während die langfristigen Schulden seit Ultimo um fast 9 Prozent auf knapp mehr als 983 Millionen Euro gesunken sind, stiegen die kurzfristigen Schulden um 3,2 Prozent auf fast 885 Millionen.
Malanik bestätigte gestern übrigens erstmals, dass mit der Übernahme der Lauda Air vor rund einem Jahrzehnt 700 Millionen Euro Schulden "mitgekauft" wurden. Die AUA habe sich daran verschluckt, ergänzte Bierwirth. Man wolle jetzt aber nur noch nach vorn schauen: Mittelfristig zielt die AUA-Führung auf eine Ebit-Marge von 5 bis 7 Prozent, eine Rendite, die man zuletzt 1998 annähernd erreichte. Wann die AUA aus den Verlusten kommt, bleibt offen: "Das kann zwei, drei Jahre dauern - oder fünf", meinte Bierwirth, abhängig von der Konjunktur. "Die große Frage ist: Wann kommt Osteuropa wieder?"
Siehe auch:
Analyse: Was sich für Fluggäste in Wien ändert, wenn Lufthansa und AUA Deutschland-Slots abgeben