Drei Jahre neues System. | 365,9 Mio. Euro in den Vorsorgekassen. | Wien. Die Abfertigung neu - bei ihrer Einführung am 1.1.2003 als sozialpolitischer Meilenstein für Österreich gefeiert - hat ihre Schwachstellen, sagt Kurt Bednar von Mercer HR Consulting, einem auf betriebliche Personenvorsorge spezialisierten Beratungsunternehmen.
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# Zu kurze Bindefrist
Im neuen System bekommt jeder eine Abfertigung, egal ob er selbst kündigt oder gekündigt wird. Die Ansprüche aus verschiedenen Jobs können wie ein Rucksack bis zur Pension mitgenommen werden. Das Geld, das von Mitarbeitervorsorgekassen (MVK) verwaltet wird, kann aber auch nach Ablauf einer dreijährigen Bindefrist herausgenommen werden. Erstmals ist dies zum Jahreswechsel möglich. "Wir rechnen damit, dass sich einige das Geld holen werden", so Bednar. Dies widerspreche aber dem Grundgedanken des neuen Systems: "Es ist nach wie vor noch nicht in den Köpfen verankert, dass die Abfertigung neu der Altersvorsorge dienen sollte."
Ende 2004 gab es knapp 1,58 Millionen anwartschaftsberechtigte Personen, davon waren etwa 55 Prozent in einem aufrechten Dienstverhältnis mit laufenden Beitragszahlungen. Die übrigen 45 Prozent entfallen auf jene, die ihr Geld nach dem Austritt oder bei einem Job-Wechsel liegen gelassen haben und vermutlich nur die 3-jährige Frist abwarten, um in den Genuss einer Kapitalauszahlung zu kommen. Nach 36 Monaten mit je 1,53 Prozent vom Lohn kommen knapp zwei Drittel eines Monatsgehalts zusammen. Bednar fordert den Gesetzgeber auf, die Bindefrist deutlich zu verlängern, damit die MVK die Beiträge längerfristig veranlagen können und höhere Renditen als zuletzt erzielen können. Als "mutigen Schritt" würde Bednar eine Ausweitung auf zehn Jahre betrachten, realistisch sei jedoch eine Zahl darunter. Und im Idealfall sollte das Geld erst in der Pension entnommen werden können. Bei einem derart langen Veranlagungshorizont würde auch die Zusammenlegung der MVK mit den Pensionskassen Sinn machen - dieser Meinung schloss sich auch der Obmann des Pensionskassen-Fachverbandes, Christian Böhm, an.
Geringer Aktienanteil
Seit dem Start der Abfertigung neu haben sich in Österreich neun Mitarbeitervorsorgekassen etabliert, die ein Vermögen von rund 365,9 Mio. Euro verwalten. Die durchschnittliche Performance aller MVK seit Beginn ihres Bestehens liegt bei 4,16 Prozent, hat Mercer ausgerechnet. Von Politikern waren ursprünglich 6 Prozent in Aussicht gestellt worden.
Die Kassen dürften laut Gesetz bis zu 40 Prozent des verwalteten Kapitals in Aktien anlegen, tatsächlich beträgt der Aktienanteil zwischen Null und 15 Prozent, was auf die kurzfristige Liegedauer des Kapitals zurückzuführen ist.
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