Die ÖBB haben gestern ihr neues Abfertigungsmodell allen 44.000 Mitarbeitern angeboten. Durch eine Sonderprämie sollen die Beschäftigten zum baldigen Abgang aus dem Unternehmen veranlasst werden. Verantwortlich für diese Variante des Personalabbaus ist Personalchef Franz Nigl, der ähnliches zuvor schon bei der Telekom eingeführt hatte.
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Viel Zeit zum Überlegen haben die ÖBBler nicht. Wer noch im Februar den "Golden Handshake" annimmt, bekommt bei entsprechender Dienstzeit bis zu 23 Monatsgehälter. Ab März wird die Abfertigung gesenkt.
Konkret sieht das "Startmodell" vor, dass ein pragmatisierter ÖBB-Mitarbeiter nach zehn Jahren das 7-fache, nach 15 Jahren das 10-fache, nach 20 Jahren das 14-fache und nach 25 Jahren das 19-fache Monatsentgelt als Abfertigung erhält. Dazu kommt die "Sonderbonifikation", die vorsieht, dass ein Mitarbeiter, der sich bereits im Februar zum Ausscheiden entscheidet, vier Monatsentgelte zusätzlich erhält, im März sind es noch drei zusätzliche Zahlungen, im April nur mehr zwei und im Mai ein Monatsentgelt. Ab Juni gibt es dann nur mehr das "einfache" Angebot ohne Prämie. Nigl hofft auf diese Weise, eine große Zahl an pragmatisierten Mitarbeitern abbauen zu können. Er rechnet damit, dass mindestens 300 bis 500 das Sonderangebot annehmen. Jeder Abgang kostet die ÖBB samt Lohnnebenkosten rund 70.000 Euro. Die Erfahrung zweige, so Nigl, dass vor allem unter 40-jährige davon Gebrauch machten.
Ohne das Modell hatten im Vorjahr mehr als 200 Pragmatisierte das Handtuch geworfen und gekündigt.
Lokführer unentbehrlich
Doch nicht jeder der will, darf gehen. Erst muss ein Ansuchen gestellt und bewilligt werden. Mitarbeiter der Verwaltung, Bauarbeiter, Dachdecker, Schlosser, Maler, Installateure oder Chauffeure sind laut ÖBB-Holding-Vorstand Martin Huber "die bevorzugte Zielgruppe". Schwerer entbehrlich sind hingegen Lokführer, Fahrdienstleiter oder Verschieber, diese sollten bei der Bahn bleiben.
Die Abfertigung ist nur eine Variante, um sich von Beschäftigten zu trennen. Huber setzt weiterhin auf Frühpensionierungen. "Da haben wir noch 8.000 gut", meint er in Hinblick auf die Republik, die in den letzten drei Jahren rund 10.200 Beamte in Frühpension geschickt hat. Die Bahn habe dies im selben Zeitraum "nur" mit 2.000 gemacht. Seit Jänner wurden knapp 600 ÖBBler vorzeitig in den Ruhestand geschickt.
Die große Kündigungswelle wird aber erst nach Einführung des neuen Dienstrechts einsetzen, mit diesem soll nämlich der Kündigungsschutz aufgehoben werden.
Kritik am Vorgehen des Managements kommt von der Gewerkschaft. Die Abfertigung werde zu einer "Überalterung" des Unternehmens führen, warnt Eisenbahner-Gewerkschaftschef Wilhelm Haberzettl. Damit steht für ihn fest, dass "wir in die teuerste Produktion gehen. Das halte ich für einen der größten Management-Fehler". Denn keiner um die 50 werde das Angebot annehmen. Was Haberzettl ebenfalls bedenklich findet: Nicht alle, von denen sich die ÖBB trennen wollen, werden gehen. "Huber tut alles, um die Mitarbeiter zu demotivieren" , warnt Haberzettl. "Er wird die nötige Reaktion erfahren".