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Bush fordert arabische Strategie gegen Mullahs. | Dubai ist wichtige Drehscheibe für | Teherans Handel. | Dubai/Wien. Zwei große Botschaften zogen sich wie ein roter Faden durch die erste Nahost-Reise von USPräsident George W. Bush: Es müsse alles getan werden, um die Nahost-Krise und die Palästinenserfrage schnell und friedlich zu lösen, hieß es.
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Auf einen zweiten Aspekt legte Bush offenbar ein noch größeres Augenmerk: Der arabische Raum müsse eine gemeinsame Strategie gegen die regionalen Machtansprüche der Mullahs und gegen die Verschleierung des iranischen Atomprogramms finden, betonte er.
Für letzteren Punkt holte sich der US-Präsident aber gleich in dreierlei Hinsicht eine Abfuhr: Unbeeindruckt kritisierten die arabischen Medien die Auftritte Bushs, der "für die Golfstaaten "nichts bieten könne", aber im Falle des Falles "militärische Hilfe gegen Teheran verlange."
Ähnlich äußerten sich in der Iran-Frage die Hauptverbündeten Saudiarabien und Dubai. Unisono hieß es, man trage zwar "strategisch notwendige Sanktionen" gegen Teheran mit, also etwa bei Rüstungsgütern, doch was Konsumgüter betreffe, die der iranischen Bevölkerung zugute kommen, werde man die Glaubensbrüder auf der anderen Seite des Golfs nicht im Stich lassen.
Dubai als Katalysator Teherans
Tatsächlich ist nach dem Wegfall Europas als eine der wichtigsten wirtschaftlichen Drehscheiben für die Perser Dubai heute zu einer Hauptdrehscheibe für den Iran geworden.
Von dort aus werden beispielsweise 85 Prozent des iranischen Fotomarktes mit Fuji-Artikeln beliefert. Der Hintergrund: Die beiden Hauptanbieter Agfa und Kodak liefern aus Angst, es sich mit den Amerikanern zu verscherzen, nicht mehr nach Teheran.
Geregelt werden diese und andere Lieferungen in den Gottesstaat vom Iranian Business Council in Dubai, dem Hadi Motameni vorsitzt. "Dubai ist für den Iran ein wichtiges Schlupfloch, ein Katalysator, um die vom UN-Sicherheitsrat verhängten Wirtschaftssanktionen zu umgehen", so Motameni. Schon jetzt würden 20 Prozent der Importe Irans hier abgewickelt.
"Das Geschäft boomt, doch wirklich freuen kann ich mich nicht, denn meine Landsleute leiden bereits unter den Sanktionen", erläutert Motameni.
Perser als zentraler Wirtschaftsfaktor
Ignorieren kann man die Perser ohnehin nicht in Dubai, dafür sind sie hier mittlerweile zu mächtig geworden. In den Vereinigten Arabischen Emiraten, zu denen Dubai gehört, leben heute rund 455.000 Iraner. Nach den Indern und Pakistanern stellen sie dort die drittgrößte Ausländergruppe und machen damit bereits rund zehn Prozent der Bevölkerung aus.
Sie gelten als zentraler Wirtschaftsfaktor, da ihnen etwa 20 Prozent aller Immobilien im Land gehören.
Laut Erhebungen des Iranian Business Council haben die Perser in Dubai bereits die stattliche Summe von rund 300 Milliarden Dollar investiert. Ein Anwesen im Emirat gehört in der iranischen Oberschicht fast schon zum guten Ton - und gilt zudem als Lebensversicherung.