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Man könnte nun getrost sagen, dass das Jahr 2014 für die österreichischen Bundestheater frei nach Queen Elizabeth II. ein "Annus horribilis" ist. Schon wieder in den Schlagzeilen, und schon wieder nicht mit guten Nachrichten. Man gewöhnt sich schön langsam so an die Eklats, dass einen kaum mehr etwas erschüttert. Gut, also diesmal: Franz Welser-Möst kann nicht mehr mit Staatsoperndirektor Dominique Meyer.
Wäre man zynisch, könnte man jetzt sagen: Immerhin geht es diesmal nicht um Geld und den kreativen Umgang damit. Vier Jahre lang war Welser-Möst Meyers Generalmusikdirektor der Staatsoper, bis 2018 wäre der Vertrag noch gelaufen. Nun dürfte etwas eskaliert sein, was also offenbar auch in so feingeistigen Betrieben wie der Staatsoper vorkommt: "ein Kommunikationskonflikt", sagte der interimistische Bundestheater-Chef Günter Rhomberg, habe sich nicht lösen lassen.
Nun ist die Situation natürlich eine prekäre. Generalmusikdirektoren findet man ja nicht an jeder Straßenecke. Und doch haben solche "Jetzt reicht’s"-Trennungen mitunter auch gute Seiten. Denn sie bringen Problemfelder zutage, die man lange genug - gedankenverloren oder ganz bewusst - in den Hintergrund gestreichelt hat. Und so wird der effektvolle Abgang von Franz Welser-Möst - den er ja mit künstlerischen Differenzen begründet hat - wohl oder übel eine Qualitätsdebatte über die Staatsoper auslösen. Und das wird womöglich einer Institution, die es sich zuletzt oft in kulinarischen Inszenierungen mit Star-Garnierung zu gemütlich gemacht hat, ganz gut tun.