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Abgehört und geortet

Von Edwin Baumgartner

Kommentare
"Wiener Zeitung"-Klassikexperte Edwin Baumgartner.

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- Hi, Rudi, lange nicht gesehen.

- Servus, Conni, wo treibst Du Dich denn herum, die ganze Zeit?

- Pst.

- Was heißt "Pst"?

- "Pst" heißt a) sei leise und b) sag ich nicht, selbst wenn Du leise fragst. Ich will nicht, dass die wissen, wo ich gerade bin.

- Alles okay bei Dir?

- Die hören uns ab, und die orten uns auch.

- Blödsinn.

- Ich sag Dir: Die wissen, wo ich bin, und die wissen, wo Du bist.

- Und wer sollen "die" sein?

- Die, die uns abhören, natürlich.

- Aha. Warum machen die das?

- Denk doch mal eigenständig, Rudi: Weil die wissen wollen, wo wir sind. Klar?

- Nö. Du immer mit Deinen Verschwörungstheorien! Ich rekapituliere: Atlantis, Bermuda-Dreieck, Außerirdische auf dem Meeresgrund, Verschwörung von Haifischen und Sardinen, und jetzt hören irgendwelche "Die" uns ab und kontrollieren, wo wir sind. Merkst Du, wie blöd das ist?

- Aber . . .

- Nichts "aber"! Was sollen die davon haben, wenn sie wissen, wo wir Buckelwale uns derzeit herumtreiben?

- Na gut, vielleicht werden wir nicht abgehört und nicht geortet. Aber die Haie und Sardinen . . .

- Ja, eh . . .

Mehrere Wissenschaftsmagazine berichten, dass eine innovative Technik es jetzt ermöglicht, mittels der am Meeresboden verlegten Glasfaserkabel nicht nur die Laute von Walen aufzuzeichnen, sondern sie auch bis auf wenige Meter genau zu lokalisieren.