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Abgekartetes Spiel

Von Michael Schmölzer

Analysen

Knalleffekt vor Kosovo-Gesprächen. | Belgrad zu Beginn in der Defensive. | Die Verhandlungen laufen zwar in Wien, doch die (Vor-)Entscheidung ist in London gefallen.


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Seit gestern Montag sitzen im Palais Kinsky Albaner und Serben erstmals an einem Tisch, um über die mögliche Unabhängigkeit des UN-verwalteten Kosovo zu debattieren. Bereits das Mienenspiel der jeweiligen Delegationsmitglieder ist bezeichnend: Die Serben unter ihrem Leiter Slobodan Samardzic blicken verunsichert um sich, während die Kosovo-Albaner in die Menge der Fotografen strahlen.

Die Ursache der Freude auf der einen und Irritation auf der anderen Seite: In der britischen Hauptstadt haben sich vor einigen Tagen US-Amerikaner, Russen, Franzosen, Briten und Deutsche offenbar darauf geeinigt, dass die Krisenprovinz unabhängig werden muss: Man sei übereingekommen, dass das kosovarische Volk über eine Unabhängigkeit abstimmen werde, "90 Prozent sind Albaner - wie werden die sich wohl entscheiden?", stellt UN-Chefvermittler Martti Ahtisaari gegenüber dem "Spiegel" eine rhetorische Frage in den Raum.

Belgrad lehnt einen souveränen Staat Kosovo kategorisch ab und bringt die vage Formel "mehr als Autonomie, weniger als Unabhängigkeit" ins Spiel. Dass man sich damit nicht durchsetzen wird, ist in Belgrad schon länger klar, nach Ahtisaaris Interview hat man es jetzt schwarz auf weiß.

Dass die Serben hier nicht mitspielen - aus Belgrad ist zu hören, man werde sich eine Lösung nicht aufzwingen lassen - ist allen klar. Ein Druckmittel stellt die Europäische Union dar. Belgrad sucht die Annäherung an die Gemeinschaft und weiß, dass es Gespräche nur dann gibt, wenn man kooperiert.

Allerdings sind die Serben schon in einer anderen Frage in Bedrängnis. Eine EU-Annäherung wird es nur dann geben, wenn die gesuchten Kriegsverbrecher Ratko Mladic und Radovan Karadzic ausgeliefert werden. Beide sind für nicht wenige Serben Nationalhelden. Genauso, wie das Kosovo für viele "heilige Erde" darstellt. Die Gefahr besteht, dass die EU-Karte überstrapaziert wird, Demagogen ihre Chance wittern und Emotionen gefährlich aufgeschaukelt werden.