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Es hätte den künstlichen Funkenflug zwecks Spektakelmaximierung gar nicht gebraucht, denn manchmal kann man sich ein Formel-1-Rennen auch ansehen, ohne in den Sonntagsnachmittags-Schlaf (in diesem Fall Frühabend-Schlaf) zu versinken; geschehen am Sonntag in Bahrain. Das Versprechen von Spannung, das schon durch den Start gegeben wurde, löste dann vor allem ein entfesselnd fahrender Nico Rosberg mit seinen Überholmanövern ein; obwohl schon wieder Lewis Hamilton - diesmal vor Kimi Räikkönen und Rosberg - gewann, war von Fadesse keine Spur. Und weil Gehässigkeiten und Ausreden diesmal auch nach dem Rennen ausblieben, wird es aus sportlicher Sicht noch länger in Erinnerung bleiben. Bahrain hat in dieser Hinsicht gezeigt, wie es auch gehen kann. In anderer Hinsicht aber bleibt von dem Wochenende etwas Irritierendes: Hatten die Menschenrechtsverletzungen im Wüstenstaat bei den vergangenen Auflagen noch für Aufregung gesorgt, war diesmal keine Rede davon. Nicht dass der Sport hier etwas bewirken könnte - diese Hoffnung sollte man schon aufgegeben haben -, dass aber so gar niemandem ein Wort dazu einfällt, beweist ein nicht unbeträchtliches Maß an Abgestumpftheit. Amnesty International berichtete erst unlängst von "unverminderten Verletzungen der Menschenrechte", die Vorstellung, dass Bahrain die Meinungsfreiheit respektiere, sei "pure Fiktion". Fiktion ist freilich auch der Gedanke eines Bernie Ecclestone als moralische Instanz. Zu diesen Themen hat er sich noch selten konstruktiv geäußert, und aktuell verhandelt er mit Bahrain über eine Vertragsverlängerung. Das sei eine "normale Prozedur", erklärte dazu Kronprinz Salman bin Hamad Al Khalifa. Stimmt. Sie sieht so aus: Wo Geld und Macht zusammenkommen, arrangiert man sich.