Zum Hauptinhalt springen

Abgründe als roter Faden

Von Andreas Rauschal

Kommentare

Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 11 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Die Idee, Manfred Deix und Adelheid Kastner mit einem gemeinsamen Beitrag vorzustellen, sorgte für harmonische Klänge in ungewohnter Umrahmung. Schließlich sah man die auch mit dem Fall F. betraute Gerichtspsychiaterin bei der Arbeit, während die vom Malermeister hochverehrten Beach Boys auf der Playlist standen: "Happy times together we’ve been spending/I wish that every kiss was never ending!" Es blieb nicht der einzige, nun ja, etwas härtere Bruch, der Heinz Sichrovskys Literatursendung "erLesen" am Dienstag charakterisierte. Nachdem Christoph Ransmayr abgründig auch über seinen "Atlas eines ängstlichen Mannes" erzählt hatte, verlieh Deix dem Abend in gewohnter Scheißegal-Manier mehr Wirthauscharakter. Mit einem Werk aus seiner Frühphase als Dichterfürst zeichnete er "Ransi" als Womanizer und, sagen wir es auf Deutsch, Masturbationsvorlage - was den Übergang nach Amstetten zwar auch nicht erleichterte, Sichrovsky aber keine Entschuldigung hätte entlocken müssen. Adelheid Kastner, von Berufs wegen souverän: "Ich bin Psychiater, ich bin vieles gewöhnt!"

Das war, bevor Deix als "neutraler Nicht-Schwuler" F. zum "feschen Burschen" machte und sich bei Kastner erkundigte, ob sie diesen nicht eventuell doch als charmant empfunden hätte. Die Übersetzung der Antwort: Mindestens so, wie der Zuseher Deixens Blick auf die Armbanduhr gegen Sendungsende hin wahrnahm, der aber eh nur die erlösende Zigarette danach fokussierte.