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Die ORF-Stiftungsräte haben den ORF in ihrer Sitzung am Donnerstag ein kleines Stück weit unabhängiger (und wohl auch
transparenter) gemacht. Mit dem Beschluss der sogenannten Cool-off-Regelung ist es nun zumindest unmöglich, dass sich allzu dreiste Tauschgeschäfte (oder nennen wir es lieber überraschende Beförderungen rund um die Wahl eines neuen Generaldirektors) abspielen. Die Regelung besagt, dass ein Stiftungsrat nicht direkt aus dem Aufsichtsgremium in den ORF wechseln kann. Und zwar weder in eine Management-Funktion noch in ein Angestelltenverhältnis. Eine Causa Pelinka wäre somit kein Thema mehr. Auch Betriebsräte dürfen nicht mehr nahtlos aus dem Stiftungsrat ins Direktorium wechseln.
Dies war in den vergangenen Jahren in - sagen wir - erstaunlicher Häufigkeit passiert. Das sagt nichts über die Kompetenz der jeweiligen Personen aus, aber es bringt den ORF immer wieder in Erklärungsnotstand. Und es reduziert eventuelle (möglicherweise vorhandene) Forderungskataloge, die Generals-Kandidaten auf Stimmenfang für ihre Wahl abzuarbeiten hätten, zumindest um einige Punkte. Auch die Vertagung der Standortentscheidung macht den Stiftungsrat stärker. Denn sie nimmt den Zeitdruck aus einer Entscheidung, die den ORF nachhaltig in den kommenden Jahrzehnten prägen wird. So etwas Weitreichendes verhandelt man nicht auf Druck zu fiktiven Deadlines hin und vor allem nicht mit täglich wechselnden oder sich unter zumindest aus der Entfernung eher mysteriös ständig verändernden Zahlen. In Summe also ein guter Tag für den ORF.