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Uli Hoeneß, Hannes Kartnig, Bernie Ecclestone. Bei der Sport-Prominenz, die sich derzeit in den Gerichtssälen tummelt, könnte man gut und gerne den Eindruck bekommen, die gesamte Branche sei ein Auffangbecken für dubiose Gestalten mit Hang zur kriminellen Energie. Natürlich kann man jetzt enwenden, dass die Fälle nichts miteinander zu tun haben, dass die plötzliche Prozess-Häufung eher Zufall denn systemimmanent und der Sport eben ein Spiegelbild einer Gesellschaft ist, in der nichts nur eitel Wonne ist. Stimmt schon. Und auch wieder nicht. Denn ihnen allen ist gemein, dass der Bruder des rasanten Aufstiegs eben der Größenwahn ist und dass dieser Aufstieg vor allem bei Kartnig und Ecclestone zu einer Zeit passierte, als Sportgranden ohne jegliche Kontrolle schalten und walten konnten, wie sie wollten, und so ein System installierten, in dem Nehmen seliger denn Geben war.
Insofern ist das erstinstanzliche Urteil gegen Ex-Sturm-Chef Kartnig, mit dem sich am Mittwoch der Oberste Gerichtshof befasst - er wurde unter anderem wegen schweren Betrugs und Abgabenhinterziehung zu fünf Jahren Haft und 6,6 Millionen Euro Geldstrafe verurteilt -, auch eine Abrechnung mit diesem System, das im Fußball zwar nicht gänzlich abgeschafft, aber zumindest doch durch seriösere Praktiken etwas in den Hintergrund gedrängt wurde.
Im Fall Ecclestones, der sich ab Donnerstag wegen des Verdachts der Bestechung und Beihilfe zur Untreue in einem besonders schweren Fall verantworten muss, heißt das System selbst Ecclestone. Nach wie vor ist er die Formel 1. Und wohl nur das Münchner Gericht kann das ändern - und der Formel 1 damit zu demokratischeren Strukturen verhelfen.