Porsche meldet einen Rekordabsatz und weiter gestiegene Gewinne, BMW meldet Rekorde nach drei Quartalen und ist weiter optimistisch, Mercedes-Benz beichtet ebenfalls über ein Rekordjahr und verkauft erstmals mehr als eine Million Autos der Top-Marke: Im oberen Segment des Automarkts kennt man offenbar keine Krise.
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Die Sportwagenschmiede Porsche will sich auch durch konjunkturelle Schlaglöcher nicht aus der Erfolgsspur bringen lassen. "Wir erwarten im Moment keinen Absatzrückgang", sagte Vorstandschef Wendelin Wiedeking letzte Woche in Stuttgart auf der Bilanzpressekonferenz zu den Zukunftsaussichten. Erstmals soll die Porsche-Belegschaft auf über 10. 000 steigen, nachdem im vergangenen Jahr bereits 4,6 Prozent mehr Leute eingestellt worden waren. Und mit der Markteinführung des Geländewagens Cayenne in der zweiten Hälfte 2002 erwartet der Porsche-Vorstandschef gar einen Vorstoß in ganz neue Dimensionen für das Unternehmen.
Zwar werfe die Unsicherheit über die weitere Entwicklung der Weltwirtschaft auch für Porsche Fragen auf. "Aber es ist meine feste Überzeugung, dass wir gut gerüstet sind, um außergewöhnliche Herausforderungen zu Bestehen", zeigte sich Wiedeking optimistisch.
Porsche kann im Moment vor Kraft kaum laufen, und obwohl ein sichtlich gut gelaunter Wiedeking den Journalisten versprach, sich nicht öffentlich auf die Schulter klopfen zu wollen, konnte dies nach dem Rekordjahr kaum ausbleiben. So konnte Porsche die Position als profitabelster Automobilhersteller der Welt noch ausbauen: Die Umsatzrendite vor Steuern stieg von zuvor 11,9 auf 13,3 Prozent.
Im abgelaufenen Geschäftsjahr hat der Vorsteuergewinn mit 593 Mill. Euro/8,2 Mrd. Schilling erstmals die Milliarden-DM-Grenze überschritten, der Umsatz legte um gut ein Fünftel zu, der Fahrzeugabsatz stieg um knapp 12% auf 54 586 Sportwagen. Und Porsche bleibt weiter auf Wachstumskurs; In den ersten vier Monaten des neuen Geschäftsjahrs (per Ende November stieg der Konzernumsatz um 6,3 Prozent auf 1,18 Mrd. Euro (16,2 Mrd. Schilling). Der Fahrzeugabsatz erhöhte sich zwar nur um ein Prozent auf 14.615 Stück. Aber selbst wenn weniger Fahrzeuge abgesetzt würden, werde der Umsatz und vor allem der Ertrag weiter wachsen. Denn statt des relativ preiswerten Boxsters hat etwa der über 240.000 DM teure 911 Turbo besonders stark auf früher nicht für möglich gehaltenen Stückzahlen von über 5000 zugelegt. Der bringt richtig Geld in die Kasse und darauf legt der Vorstandsvorsitzende besonderen Wert.
Ein starkes Ergebnis erwartet Wiedeking, dessen Vertrag als Chef der Dr. Ing.h.c.F. Porsche AG gerade bis 2007 verlängert worden ist, auch vom sportlichen Geländewagen Cayenne. Der Optimismus der Porsche-Mannschaft über den Erfolg des Cayenne ist zur Zeit absolut ungetrübt. Allerdings tritt Porsche hier erstmals direkt in einem Marktsegment gegen Mercedes-Benz und BMW an, deren Geländewagen bereits ausgesprochene Renner sind - für Spannung ist also gesorgt. Wiedking, 48, derzeit vielleicht meist gefeierter Manager der deutschen Autoindustrie, erläuterte unlängst in Wien die Erfolgsmischung als eine Mixtur aus technischer Qualität, exklusiver Markenstrategie und ständiger Effizienzerhöhung.
Der Cayenne wird in einem auf die grüne Wiese gestellten Porsche-eigenen Werk in Leipzig hergestellt - aber nicht wegen der dort üblichen Subventionen. "Luxus und Stütze vertragen sich nicht", meinte Wiedeking und verzichtete auf die üblichen Fördermillionen. Marktstudien hätten gezeigt, dass man schon allein wegen des begehrten "Made in Germany" die Cayenne-Fertigung nicht nach Österreich hätte verlegen können.
Wiedeking, seit 1992 an der Spitze des Nischenproduzenten aus Baden-Württemberg, hat den Wert des ehemaligen Übernahmekandidaten inzwischen verzwanzigfacht. Quartalsberichte liebt er nicht - "Das verleitet nur zu kurzfristigem Denken" - dafür nimmt er schon einmal in Kauf, dass die Porsche-Aktie aus dem Index der Frankfurter Börse fliegt. Den Aktionären ist es gleich - die Dividende stimmt.
BMW bleibt weiter auf Wachstumskurs
Auch BMWs scheidender Vorstandschef Joachim Milberg hat die Absatz- und Ertragsprognosen bekräftigt und sieht den Münchener Autokonzern auch 2002 auf dem Weg nach vorn: "Ich bin zuversichtlich, dass wir unseren Wachstumskurs fortsetzen können", sagte Milberg vorige Woche in München vor der Presse.In den ersten elf Monaten seien weltweit rund 830.000 Fahrzeuge der Marken BMW und Mini verkauft worden, über zehn Prozent mehr als im gleichen Zeitraum des vergangenen Jahres und mehr als im ganzen Jahr 2000. Darunter seien 17.000 Mini gewesen. BMW gehe daher weiter davon aus, die anvisierte Marke von 900.000 (2000: 822.000) Autos 2001 zu übertreffen.
Allein im November habe BMW rund 80.000 Autos ausgeliefert, 14 Prozent mehr als ein Jahr zuvor, sagte Milberg weiter. Auch die Ertragsziele ließen sich einhalten. Die Umsatzrendite werde 2001 sogar "deutlich über sechs Prozent" liegen, stellte der am 16. Mai 2002 vorzeitig aus dem Amt scheidende Vorstandschef in Aussicht. Milberg erklärte, eine Fortsetzung seiner eigenen Amtszeit über 2003 hinaus, habe er aus persönlichen und gesundheitlichen Gründen ausgeschlossen. Um dem Unternehmen und den Personen eine Nachfolgedebatte im nächsten Jahr zu ersparen, habe er sich für einen vorzeitigen Wechsel entschieden.
Finanzvorstand Helmut Panke übernimmt das Steuer und will den Kurs des Autokonzerns unverändert fortführen: "Ich stehe für Kontinuität. Wir werden die Premiummarken-Strategie konsequent fortführen".
Rekordjahr für Mercedes
Das Jahr 2001 wird für die Pkw-Marken Mercedes-Benz und smart das erfolgreichste in der Unternehmensgeschichte werden. "Wir können schon jetzt sagen, dass wir entgegen den Markttrends den Rekordabsatz von 1,05 Millionen Personenwagen des vergangenen Jahres deutlich übertreffen werden", sagte Jürgen Hubbert, im DaimlerChrysler-Vorstand für die beiden Marken zuständig, am Freitag in Stuttgart. Allein Mercedes-Benz setzte von Jänner bis Ende November 1,03 Millionen Pkw ab (plus 8 Prozent) und konnte damit erstmals die Millionengrenze bereits im November durchbrechen. Mit 360.800 Einheiten von Jänner bis November lag Mercedes in Deutschland trotz der schwierigen Konjunktur über dem Vorjahr. Damit stieg hier der Marktanteil auf das Rekordniveau von über 12 Prozent. Große Zuwächse gab es auch im Export - nach Großbritannien wurden um 37% mehr Autos geliefert.