Fernsehen soll, einer Studie zufolge, der geistigen Leistungsfähigkit schaden.
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Also doch! - Immer noch habe ich ja die Stimme meines Deutschlehrers Walter Haas im Ohr, der damals, als die Klasse von einer "Raumschiff Enterprise"- und einer "Tatort"-Epidemie erfasst wurde, meinte: "Tut’s net so viel fernsehen, lest’s lieber was, am besten was vom Goethe oder vom Kleist. Lesen macht g’scheit, fernsehen macht dumm."
Blödsinn, hat man nachher erfahren, Fernsehen macht weder dumm noch blind (auch das war ein häufiges Argument gegen das Fernsehen), im Gegenteil: Es bringt die Welt ins Wohnzimmer.
Und jetzt das: Daisy Fancourt und Andrew Steptoe vom University College London haben im Rahmen einer sechsjährigen Langzeitstudie mit 3590 Testpersonen beiderlei Geschlechts und einem Alter von über 50 Jahren festgestellt, dass häufiges Fernsehen dem verbalen Gedächtnis schadet und möglicherweise sogar Demenz verursacht. Fernsehen würde zwar, heißt es in der Studie, zu einem wacheren Gehirn führen, aber auch zu einem weniger fokussierten, es würde auch einen emotionalen Stress bewirken, der seinerseits ebenfalls das Gedächtnis stört.
Was rät die Studie? - Kurz: Fernseher abschalten, zwecks Gehirn einschalten. Die gar nicht geheimen Rezepte gegen den Abbau der geistigen Leistungsfähigkeit sind nämlich soziale und kulturelle Aktivitäten, gemeinsames Spielen und - Lesen.
Angesichts dessen muss man nachgerade froh sein, wenn man durch das Fernsehen nicht erblindet ist und seinen Goethe und Kleist noch entziffern kann.