Gewinn deutlich höher - Verschuldung aber auch. | Wachstum durch bulgarische Mobiltel. | Wien. Mit dem besten Ergebnis seit dem Börsegang des Unternehmens verabschiedet sich der bisherige Telekom-Austria Vorstandsvorsitzende Heinz Sundt. Seinem Nachfolger Boris Nemsic hinterlasse er damit "die komfortabelsten Startlöcher, die man sich nur vorstellen kann", formulierte der Noch-Chef, der im Mai das Zepter den bisherigen Mobilfunk-Chef Nemsic weiter geben wird.
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Die Telekom-Austria Gruppe (TA) konnte ihren Nettogewinn im vergangenen Jahr um 83,5 Prozent auf 417,1 Mio. Euro steigern. Profitiert hat das Unternehmen unter anderem von der neuen bulgarischen Tochter Mobtel, von einem positiven Einmaleffekt bei der Gruppenbesteuerung sowie von der Reduktion der Körperschaftssteuer in Österreich. Musste das Unternehmen dafür vergangenes Jahr noch 122 Mio. Euro an den Finanzminister abliefern, waren für das Geschäftsjahr 2005 nur mehr 105 Mio. Euro, erläuterte Finanzvorstand Stefano Colombo. Über das gute Ergebnis können sich auch die Aktionäre freuen: Die Dividende soll von 24 auf 55 Cent pro Aktie mehr als verdoppelt werden.
Gute Prognose 2006
Doch Sundt hinterlässt nicht nur einen Rekordgewinn, sondern auch hohe Schulden: Die Nettoverschuldung ist vergangenes Jahr um 56,1 Prozent auf 3,08 Mrd. Euro gestiegen. Der Grund dafür seien hauptsächlich die zusätzlichen Verbindlichkeiten durch den Kauf der Mobiltel, erklärte Sundt. Die Telekom Austria hatte im Juli die Mobiltel vollständig um 1,7 Mrd. Euro erworben. Sundt sieht jedoch keinen Grund zur Sorge. Die Verschuldung liege im prognostizierten Bereich und werde sich wieder deutlich reduzieren. Für das Jahr 2006 erwartet die TA einen Nettogewinn von 20 Prozent, der Umsatz soll um rund 5 Prozent wachsen. Im vergangenen Jahr war der Umsatz der Gruppe um 7,9 Prozent auf 4,38 Mrd. Euro gestiegen. Die "Migration" vom Festnetz ins Mobilfunknetz gehe jedenfalls weiter, sagte Sundt. Im Festnetzbereich (minus 2,3 Prozent) konnte der Rückgang im Sprachgeschäft durch starkes Wachstum bei den ASDL-Anschlüssen (Breitband) nur teilweise abgefangen werden. Im Mobilfunkbereich (plus 17,1 Prozent) legte der Konzern vor allem durch die Mobiltel zu. Insgesamt stieg die Kundenzahl um 81,1 Prozent auf rund 9 Mio. Kunden. Fast zwei Drittel von ihnen sind Kunden der Auslands-Töchter der Telekom Austria.
Weiter Expansionskurs
Der Kampf um die Kunden ist hart, betonte Sundt. In Kroatien und Slowenien wurde der Wettbewerb jeweils durch den Markteintritt eines neuen Betreibers verschärft, zudem kommt die TA in allen Ländern durch Billig-Angebote der Konkurrenz unter Druck. Expansionsbestrebungen hat die Telekom Austria trotz der vorangegangenen Schwierigkeiten nach wie vor in Serbien und Bosnien-Herzegowina. In Serbien hatte die Regierung der Mobtel die Lizenz entzogen im Frühling soll diese nun neu ausgeschrieben werden. Die TA wollte ursprünglich über einen anderen österreichischen Zwischeneigentümer an die Mobtel heran kommen. Nun muss sie sich gemeinsam mit anderen Unternehmen um die Ausschreibung bewerben. Sundt rechnet sich trotzdem noch gute Chancen aus, auch wenn "die externen Parameter" hier "sehr volatil" seien, wie er den von den Interessen der jeweiligen Regierung abhängigen Privatisierungsprozess in Serbien vornehm umschrieb. Laut Finanzvorstand Colombo stehen der TA für die Zukäufe in den kommenden drei Jahren 3 Mrd. Euro zur Verfügung.