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Keine live übertragene Pressekonferenz, keine tränenreiche Abschiedstournee und auch kein letzter Sprung im Adams- oder sonstigem Kostüm. Wolfgang Loitzl trat so von der Skisprung-Bühne ab, wie er mehr als ein Jahrzehnt auf ihr aufgetreten ist: im Stillen, mit Stil. Den Skiflug-Weltcup am Kulm nützte der Bad Mitterndorfer, um in seiner Heimat leise Servus zu sagen.
"Es ist vom Gefühl und vom Verstand her der richtige Zeitpunkt", sagte er wenige Tage vor seinem 35. Geburtstag. Dass der Abschied demnächst kommen würde, hatte man schon vermutet; Loitzl hat heuer nie richtig in
die Spur gefunden, die Vierschanzentournee und auch eine Nominierung für das Skifliegen verpasst. Dennoch wird er dem Skisprung-Zirkus fehlen, und das nicht nur wegen seiner Erfolge wie dem Gewinn
der Vierschanzentournee 2008/09, mit dem er eine bis heute anhaltende ÖSV-Siegesserie bei diesem Prestigebewerb einleitete, dem Einzel-WM-Titel in derselben Saison, dem Titel Österreichs Sportler des Jahres 2009 sowie acht Team-Goldmedaillen seit 2001, darunter dem Olympiasieg 2010. Loitzl zuzusehen, war nicht nur für Sportfreaks, sondern auch für Ästheten ein Genuss; und mehr noch hat er als Quasi-Vaterfigur im Team zwei ganze
Generationen von Springern (Morgenstern/Schlierenzauer, Kraft/Hayböck) geprägt, für die Erdung der jungen Hupfer und auch in schwierigen Zeiten für den Zusammenhalt gesorgt. Es sind Fähigkeiten, die weit über das Sportliche hinausgehen - und im modernen Profigeschäft nicht
hoch genug eingeschätzt werden können.