10 bis 20 Prozent Einsparungen durch Mobile Working. | Trolley und Schließfach für die persönlichen Gegenstände. | Wien. Der Elektronik-Konzern Siemens setzt verstärkt auf mobile Büros, die von den Mitarbeitern abwechselnd genutzt werden sollen. Die Arbeitszeit soll sich etwa zur Hälfte auf Büro und zu Hause aufteilen. Damit will man Kosten einsparen und eine neue Arbeitskultur schaffen. Wie das Konzept "Siemens Office" funktioniert, erläutert Franz Mundigler, Leiter von Siemens Real Estate Österreich, im Interview. | Die Wolke ist ein sicherer Ort
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"Wiener Zeitung": Was ist der Unterschied zwischen herkömmlichen Großraumbüros und Siemens Office? Franz Mundigler: Beim klassischen Großraumbüro wird versucht, eine Bürofläche mit möglichst vielen gleichartigen Arbeitsplätzen auszustatten. Diese bestehen meist aus einem Schreibtisch, einem Sessel und einem persönlichen Ablageschrank. Studien haben gezeigt, dass die monotone Anordnung dieses Arbeitsplatztypus dazu führt, dass die Bürofläche nicht nur langweilig und unattraktiv erscheint, sondern dass sich auch die Raumakustik negativ verändert.
Bei Siemens Office steht nicht die Flächenoptimierung, sondern die attraktive Gestaltung einer Bürolandschaft im Vordergrund. Das erreicht man durch eine sinnvolle Zonierung in verschiedene Bereiche.
Was kann man sich unter einer sinnvollen Zonierung vorstellen?
Lärmintensive Flächen werden von ruhigen Zonen getrennt. Zum konzentrierten Arbeiten wird es Think-Tanks und Silent Areas geben, für längere Gespräche und Besprechungen Meet & Talk-Flächen oder Meeting Points. Der Mitarbeiter soll die Möglichkeit haben, entsprechend seines aktuellen Aufgabenprofils den passenden Arbeitsplatz für sich auszuwählen.
Wie lange dauert es, bis Siemens Office eingeführt ist, und wie viele Mitarbeiter wird es betreffen?
Das geschieht natürlich nicht überall gleichzeitig mit einem "Big Bang". Das ist ein Prozess über mehrere Jahre. Überall, wo neue Siemens-Gebäude entstehen oder Standorte saniert werden, zieht künftig Siemens Office ein.
In der Siemens City in Wien-Floridsdorf ist das neue Konzept zum Teil bereits umgesetzt. Am Ende wird es für 200.000 Mitarbeiter des Konzerns gelten. Für Produktions- und Entwicklungsbereiche ist das neue Konzept nicht oder nur in Teilen vorgesehen.
Wenn es keinen eigenen Schreibtisch mehr gibt, wo lasse ich dann meinen Bürobedarf und meine persönlichen Sachen?
Jeder Mitarbeiter erhält einen Trolley für die täglich benötigten Materialien wie zum Beispiel Laptop, Unterlagen etc. Und es gibt ein persönliches Schließfach für den Trolley und für sonstige Dinge.
Und wie finde ich einen Platz zum Arbeiten?
In jedem Bereich werden voll ausgestattete Arbeitsplätze vorhanden sein, die Mitarbeiter an ihren Tagen im Büro benutzen können. Belegt werden sie nach dem Prinzip "First come, first serve". Wenn sich das Management dafür entscheidet, kann auch ein Reservierungssystem für Vorabbuchungen eingeführt werden. Für jede Abteilung wird es übrigens eine definierte Homebase geben, sodass es immer möglich sein wird, in der Nähe der Kollegen zu sitzen.
Wenn nun ein Mitarbeiter sagt: "Ich habe es eine Woche lang probiert, aber ich komme mit den Neuerungen nicht klar." Was halten Sie dem entgegen?
Das neue Konzept benötigt eine gewisse Eingewöhnungszeit. Nach einer Einarbeitungsphase hat sich in der Praxis ein sehr positives Feedback ergeben. Unter bestimmten Umständen ist auch Mobile Working außerhalb des Büros möglich. Das erfordert aber eine Kultur des gegenseitigen Vertrauens und Respekts.
Welche Vorteile bietet Mobile Working?
Für den Mitarbeiter bedeutet es eine bessere Integration der Arbeit in sonstige Lebensbereiche und weniger häufige lange Anfahrten ins Büro und somit weniger Stress. Statistiken zeigen, dass in Unternehmen, die ihren Mitarbeiters Mobile Working gestatten, weniger Krankenstandstage anfallen.
Wie hoch sind die Kosteneinsparungen durch das neue Bürokonzept?
In der Praxis erzielt man nachhaltige Flächenkosteneinsparungen von 10 bis 20 Prozent. Dabei sind die Aufwendungen für neue Büromöbel und eine moderne IT-Infrastruktur bereits berücksichtigt.