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Abspecken ja, aber nicht bis zum Umfallen

Von Sissi Eigruber

Wirtschaft

Die Konjunktur läuft eher schlecht als recht und auch die Prognosen sind sehr "dezent". Dass auch in den Unternehmen gespart werden muss, dafür herrscht meist breites Verständnis - auch bei den MitarbeiterInnen. Auch wenn sie meist die Ersten sind, die die Sparmaßnahmen zu spüren bekommen.


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"Traditionellerweise ist bei den meisten Unternehmen der erste Reflex: Wir müssen beim Personal sparen", bestätigt Michael Patak, geschäftsführender Gesellschafter bei der Beratergruppe Neuwaldegg.

Die Idee, bei den MitarbeiterInnen zu sparen, habe ja auch eine gewisse Logik, so Patak im Gespräch mit der "Wiener Zeitung", da die Personalkosten meist den größten Kostenaufwand für die Unternehmen darstellen würden. Aber auch das Sparen kann Geld kosten: Personalabbau wird heute (zumindest am Beginn) meist über Frühpensionierungen und "Golden Handshakes" praktiziert: Diese Maßnahmen kosten zuerst Geld und wirken erst mittelfristig kostensenkend.

Der zweite Klassiker bei unternehmerischen Sparmaßnahmen sei das Streichen von Ausbildungsmaßnahmen. "Das schadet zwar kurzfristig nicht, aber mittelfristig sehr", so der Unternehmensberater. Es spreche natürlich nichts dagegen zeitweise ein Sparprogramm zu fahren, aber es müsse gleichzeitig auch etwas Zukunftsweisendes passieren, und diesem Zukunftsprogramm müsse im Unternehmen eine genau so große Bedeutung zugemessen werden wie dem Sparprogramm. "Nur durch Sparen hat sich noch kein Unternehmen saniert", betont Patak.

Auch das Management Zentrum St. Gallen warnt in einer Presseaussendung vor Fehlentscheidungen bei den aktuellen Kostensenkungsprogrammen. Unter dem Druck der schwierigen Lage würden manche Unternehmen vor allem auf die kurzfristigen Effekte von Einsparungen setzen und dadurch aber häufig auch den Kundennutzen reduzieren.

"Kurzfristig ausgerichtete Kostenoptimierung ist der größte Fehler", meint Ludwig Allgoewer, Referent und Mitglied der Geschäftsleitung des Management Zentrums St. Gallen. Als typische Einspar-Position nennt auch Allgoewer die Investitionen in die Humanressourcen sowie in Innovationen bei Produkten und Leistungen und Prozessoptimierung. Doch dadurch würden schließlich der Kundennutzen und die Produktivität abnehmen. Das Ergebnis dieser Sparpolitik: Probleme am Markt, und diese verursachten letztendlich neue Kosten. Es gelte daher, das Kostenmanagement ganzheitlich anzugehen und nachhaltig an der Kostenstruktur zu arbeiten. Als erster Schritt müssten die wesentlichen Kosten- und Investmenttreiber identifiziert werden. Ein wichtiges Ziel sei die stetige Verbesserung von Prozessen und Strukturen im Unternehmen sowie die Optimierung von Leistungen, Kundennutzen, Produktivität und Kapitalbindung, so Allgoewer.